Reisebericht: Ist Frieden möglich? – Studienreise nach Israel und Palästina 2022

Reisebericht: Ist Frieden möglich? – Studienreise nach Israel und Palästina 2022

 

Seit fast 20 Jahren organisiert der Förderkreis Synagoge Laufersweiler, in Kooperation mit Shalom-Israel-Reisen in Köln, Studienreisen nach Israel und Palästina unter der Frage „Ist Frieden möglich?“. Die Antwort ist in all dieser Zeit die gleiche geblieben: In der derzeitigen Situation nicht!

Wegen der Pandemie-Situation musste die geplante Reise in den vergangenen zwei Jahren zweimal verschoben werden. Doch vom 25.4. bis 4.5.2022 klappte es endlich! Dafür jedoch unter besonderen Corona-Bedingungen: Dazu zählte ein PCR-Test, dem sich die Teilnehmenden kurz vor der Reise und bei Ankunft in einem riesigen Zelt mit Einreisenden aus der ganzen Welt unterziehen mussten. Das erstaunliche Ergebnis: Alle waren und blieben 10 Tage lang negativ – es konnte also schon am nächsten Tag losgehen. Unser Reiseleiter sagte gleich: „Die Regierung hat Corona in Israel abgeschafft!“ Das kam uns sehr bekannt vor!

Zunächst verbrachte die Gruppe drei Tage im Norden Israels: Besichtigung der syrisch-israelisch-libanesischen Grenzregion bei Quneitra mit dem noch schneebedeckten Hermon-Gebirge (siehe Foto), Wanderung entlang des zu dieser Zeit vollen Jordans, Besuch und Essen im berühmten Drusendorf Madjal Shams (Filmtipp: „Die syrische Braut“), Bootsfahrt über den See Genezareth und Besichtigung der christlichen heiligen Stätten rings um das „Galiläische Meer“. Schon am zweiten Abend hatte die Gruppe reichlich Gesprächsbedarf bei einem Treffen mit der Familie Mayer-Drach, deren Vorfahren aus Laufersweiler stammten. Es ging hauptsächlich um Phänomene wie Flucht, Emigration und das Ankommen in einer neuen Heimat.

 

 

 

 

 

 

 

Foto links: Die Reisegruppe vor dem Panorama des schneebedeckten Hermon-Gebirges. Foto rechts: Im Tal der Gemeinden in "Yad Vashem" wird auf 107 Steinwänden der über 5000 jüdischen Gemeinden gedacht, die während der NS-Zeit vernichtet wurden.

Am darauffolgenden Tag – am Ende des muslimischen Ramadan – bemühten wir uns in Gegenrichtung zu den vom Felsendom und der Al-Aqsa Moschee strömenden Gläubigen durch die Altstadt zur Westmauer des 70 n. Chr. zerstörten Tempels zu gelangen. Der Tempelberg selbst war für Nicht-Muslime aus Sicherheitsgründen geschlossen. In Jerusalem stand außerdem der Besuch der zentralen Shoah-Gedenkstätte „Yad Vashem“ an. Ein besonderer Programmpunkt ist dabei stets die Besichtigung der Außenanlagen mit dem Aufenthalt im Tal der Gemeinden. Hier wird die Dimension der Shoah besonders deutlich: Die vielen zerstörten jüdischen Gemeinden unserer Region sind dort alle in Jerusalem-Steinblöcke eingemeißelt. Der Gang durch das Denkmal für die ermordeten Kinder ließ die BesucherInnen am Ende traurig verstummen.

Im Kontrast dazu folgte der nächste Tag: Die im Rheinland aufgewachsene Faten Mukarker empfing uns hinter dem Bethlehem-Checkpoint, zeigte uns das frühere Flüchtlingslager Deheishe, stolperte mit uns über Steinhaufen zum "Tent of Nations", wo uns die arabisch-christliche Familie Nassar über ihre bedrängte Lage im Irrsinn des israelisch-palästinensischen Konfliktes informierte. Die Gruppe finanzierte mit ihrer Spende eine große Anzahl von Olivenbäumen und Weinstöcken, die immer wieder von radikalen jüdischen Siedlern aus der Nachbarschaft abgesägt werden. Beim Abendessen im Hause der Familie Mukarker konnte die Gruppe einen Eindruck von der bedrängten Lebenssituation palästinensischer Familien erhalten. Beim Besuch der katholischen Universität lernten die Teilnehmenden u.a. die Ritualmordlüge des sog. Heiligen Werner aus Womrath im Hunsrück kennen, der dort zumindest bildlich in der „Chapel of the Divine Child“ verehrt wird.

 

 

 

 

 

 

 

Foto links: In der "Meeting Cave" des Friedensprojektes "Tent of Nations" lauscht die Reisegruppe den Erzählungen des Leiters Daoud Nassar. Foto rechts: Darstellung des "Heiligen" Werner von Oberwesel in der Chapel of the Divine Child in der Bethlehem University.

Natürlich durfte ein Bad im Toten Meer nicht fehlen. Ein Tag zum Relaxen am Roten Meer mit dem Besuch des weltbekannten Unterwasserobservatoriums in Eilat schloss die Reise ab.

Die Reise wird immer komplett von den Teilnehmenden selbst finanziert. Sie war auch dieses Mal vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung (wer kommt nur auf solche Wortungetüme??) als Bildungsreise anerkannt, sodass acht Tage nicht auf den jährlichen Erholungsurlaub angerechnet werden. Das Programm ist eben an politischen, geografischen, religiösen und menschlichen Themen orientiert und somit keine der üblichen Touristenreisen. Die zusätzlichen menschlichen Begegnungen können hier nicht alle aufgezählt werden, sie sind erst durch die über Jahre hinweg aufgebauten Kontakte des Reiseleiters Christof Pies realisierbar geworden.

Melina Michel aus Heyweiler hat die komplette Reise mit einer Kamera begleitet und einen überaus sehenswerten Film mit dem Titel „Ist Frieden möglich?“ kreiert. Er ist auf YouTube veröffentlicht und zeigt eindrucksvolle und professionell gestaltete Impressionen dieser Reise.

Wie so oft sind auch diesmal die Reiseeindrücke und Begegnungen von solcher Intensität, dass sie die Gruppe auch über das Ende der Reise hinaus noch lange beschäftigen. Als sich die Teilnehmenden Wochen später in Pfalzfeld noch einmal trafen, erschien der Geist des Heiligen Landes im Wald: Hinter einer Hecke verborgen, tauchte plötzlich auf Bitten des Pfarrers Johannes Dübbelde unser Reiseleiter aus Israel auf - Adi Maoz. Er war eigens für dieses Wiedersehen aus Israel eingeflogen – ein bewegender Augenblick.

Wenige Wochen später beherbergte Adi Christof und seinen Enkel Justin, die trotz sommerlicher Hitze (diesmal ohne Corona-Maßnahmen!) Interviews mit Nachkommen Hottenbacher Juden und Jüdinnen führten. Die Interviews werden demnächst beim landesweiten Portal KuLaDig (Kultur. Landschaft. Digital) unter dem Beitrag zu Hottenbach zu sehen sein. Siehe hierzu https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343458 oder auch den Bericht zur Eröffnung des Themenweges „Landjudentum in Hottenbach“.

Wegen der vielen Nachfragen wird auch nächstes Jahr (wohl vom 21.4. bis 30.4.2023) eine Studienreise stattfinden. Dann wird Corona hoffentlich endgültig abgeschafft sein!!