Das Erinnerungsensemble in Laufersweiler
Der völlige Bruch in der deutsch-jüdischen Geschichte während des Dritten Reiches hat das frühere ländliche Judentum radikal beendet. Geblieben sind die wenigen Synagogen auf dem Lande: Von den 364 nachgewiesenen Bauten bzw. Betstuben in Rheinland-Pfalz sind heute nur 60 als Synagogen erkennbar bzw. erinnern durch ihre Formensprache an die ehemalige Nutzung. Alle anderen sind umgenutzt oder wurden im Zuge der Reichspogromnacht zerstört, abgebrannt oder zurückgebaut, Letzteres vielerorts nach dem Zweiten Weltkrieg. Dies gilt auch für den heutigen Rhein-Hunsrück-Kreis.
Die Synagoge in Laufersweiler ist die einzige Synagoge in der Hunsrück-Region, die noch als solche erkennbar ist und seit 1985 unter Denkmalschutz steht. Sie beheimatet heute das Forst-Mayer Studien- und Begegnungszentrum und ist Ausgangspunkt des nunmehrigen Erinnerungsensembles, das vielfältige Möglichkeiten bietet, sich dem jüdischen Leben auf dem Lande anzunähern.
1. Das ursprüngliche äußere Erscheinungsbild im maurischen Stil ist bei den Renovierungen seit den 80er Jahren weitgehend wieder hergestellt worden. Sie beherbergt im Erdgeschoss einen Gedenk- und Ausstellungsraum, der leider durch den Einzug einer Zwischendecke sein ursprüngliches Aussehen verloren hat. Im Innern deuten alleine die rundbogigen Fenster und die ehemalige Toranische auf das frühere Aussehen hin. Die permanente Ausstellung kann dafür mit Texten, Dokumenten und Sakralgegenständen wenigstens einen Einblick in das jüdische Leben des Dorfes geben.
2. Der durch den Einbau einer Decke entstandene Raum im Obergeschoss ist nun seit 2013 das Forst-Mayer Studien- und Begegnungszentrum für das Landjudentum. Es beherbergt einen Arbeitsraum, eine Bibliothek als auch ein Archiv mit zahlreichen Dokumenten zu vielen Orten des Rhein-Mosel-Hunsrück-Raumes. Eine mit Hilfe von Jugendlichen entwickelte Besucher-Präsentation bietet multimediale Zugänge zum Landjudentum. Aufnahmegeräte (Video/Audio) bieten den Jugendlichen die Möglichkeit, einen eigenen Beitrag zur Erinnerungskultur zu leisten, der in die Website oder Präsentation eingespeist werden kann.
3. Im östlichen Außenbereich hat die Büchenbeurener Künstlerin Jutta Christ mit Jugendlichen einen Erinnerungsort geschaffen. Er trägt den Namen "Gelebtes Leben - geraubtes Leben" und zeigt auf außergewöhnliche Weise die Unmenschlichkeit der Shoah: Für jeden Ermordeten aus Laufersweiler haben die Jugendlichen eine Stele angefertigt, die ihr Lebensalter anzeigt. Die Stele für den vierjährigen Sally Mayer neben jener für den 94-jährigen Zacharias Weiler zeugen von der Unfassbarkeit der Deportationen.
4. Die Synagoge ist Ausgangspunkt des Weges der Erinnerung, der auf der Trasse einer alten Straße hinter der Kirchgasse entlang auf 10 Tafeln mit Texten und Dokumenten jüdisches Leben darstellt. Der Pfad ist in die Traumschleife "Kappleifelsentour" integriert. Die Tafeln wurden von Schülern mit QR-Codes versehen, so dass Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit erhalten, weitere Zusatzinformationen abzurufen.
5. Am Ende des "Weges der Erinnerung" gelangt man zum jüdischen Friedhof, vor dem ein Fragment der Gesetzestafeln in den Boden eingelassen ist, das sich ursprünglich auf der westlichen Giebelseite der Synagoge befand, jedoch zerstört wurde. Der exakt angelegte neue Friedhof aus dem frühen 20. Jahrhundert ist anders als die "typischen" alten Grabstätten der Region. Nach dem Bau eines Wohnhauses 1962 auf dem Grundstück des alten Friedhofes, der dadurch heute nicht mehr existiert, wurden die verbliebenen Grabsteine auf dem jüngeren Teil wieder aufgestellt.
Hier geht es zum "Weg derErinnerung".