Bildungsangebote

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Susanne Bechtholdt aus Kirchberg
und ihr aus Laufersweiler stammender Reiseleiter in Israel, Yochanan Tenzer (1985), im Hafen von Haifa.
Rechts
Yochanan Tenzer feierte am 3.11.2020 seinen 100. Geburtstag in seiner Wohnung in Haifa. Mit seinem Bruder Mirtel konnte er dem Nazi-Terror nach Palästina entfliehen, seine Eltern sah er nie wieder.

Als sich in den 1980er Jahren der Förderkreis um die ehemalige Synagoge bildete, geschah dies in dem Interesse einen Ort des Erinnerns und Gedenkens zu schaffen. Angetrieben wurden die Gründungsmitglieder von der Idee, das direkte Gespräch mit der Erlebnisgeneration des Krieges zu suchen, insbesondere den Kontakt mit den Opfern und Überlebenden des Holocaust und ihren Angehörigen – und diese Begegnungen auch für andere zu ermöglichen.

Doch mit zunehmender zeitlicher Distanz, weisen immer weniger Besucher einen persönlichen Bezug zu den historischen Ereignissen der Zeit des Nationalsozialismus auf. Die ehemalige Synagoge ist heute weniger ein Ort des privaten als des historischen Erinnerns - und dieses Erinnern über den eigenen Erfahrungshorizont hinaus muss erlernt werden. Eine Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Folgen des Nationalsozialismus bedarf zunehmend einer Vermittlung und Übersetzung historischer Erfahrungen. Gedenkstätten unterstützen uns dabei, eine verschwindende Vergangenheit gegenwärtig zu halten, sie fordern unsere Empathiefähigkeit und sensibilisieren auch für politische und ethische Fragen der Gegenwart – eine echte Bildungsaufgabe.

Werner Film 2021
Arbeitsraum
Bar Mitzwa 1933

Arbeitsraum in der ehemaligen Synagoge. Bar Mitzwa-Feier von Hans (Yochanan) Tenzer 1933. Dokumentarfilm von Schülern der Rochus-Realschule Plus Bingen über die Ritualmordlüge des "Heiligen Werner" aus Womrath mit Filmemacher Daniel P. Schenk und Lehrer Marcel Griesang.

Die ehemalige Synagoge Laufersweiler ist ein Ort der historisch-politischen Bildung. Der Schwerpunkt der Arbeit verschob sich in den vergangenen Jahren zunehmend auf ein pädagogisches Handeln und der Aufgabe, Lernen und Forschen zu ermöglichen, wurde immer mehr Bedeutung beigemessen. 2014 wurde in der ehemaligen Synagoge daher das Forst-Mayer Studien- und Begegnungszentrum eröffnet. Seither begrüßen wir insbesondere Schulklassen und andere Jugendgruppen in den Räumlichkeiten der Synagoge, die sich hier der besonderen Geschichte dieses Ortes annähern können.

Die ehemalige Synagoge grenzt sich deutlich von anderen Einrichtungen und Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus ab, denn es handelt sich nicht um einen „Schreckensort“, sondern um den einstigen Mittelpunkt und Versammlungsraum einer jüdischen Gemeinde. So stehen hier nicht die Aspekte Zerstörung, Mord oder das Leiden der Opfer der NS-Diktatur im Vordergrund. Stattdessen handelt es sich um einen in erster Linie positiv besetzten Ort, der vom (Zusammen-)Leben zeugt und an jüdisches Leben erinnert. Gleichzeitig wird auch hier der geschichtliche Bruch sichtbar und erfahrbar und wirft Fragen nach dessen Verlust auf, denn dieses jüdische Leben wurde durch den Nationalsozialismus unwiederbringlich zerstört.

Darüber hinaus macht ein Besuch in der ehemaligen Synagoge Laufersweiler deutlich, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus sich nicht allein in weit entfernten Vernichtungslagern im Osten ereigneten, sondern Ausgrenzung und Verfolgung im Alltag begannen und das Werk „gewöhnlicher Leute“ waren. Spuren dieser Geschichte finden sich überall und direkt vor unserer Haustür. In den Blick nehmen wir die lokale und regionale Geschichte. Gerade für Besucher aus der unmittelbaren Umgebung, bietet sich hier die Chance, von einer ihnen bekannten Umwelt aus Verbindungen in die Vergangenheit zu ziehen.