Jüdisches Leben in Laufersweiler

In reizvoller Landschaft am Fuße des Idarkopfes auf 425 m Meereshöhe  liegt Laufersweiler in der Verbandsgemeinde Kirchberg, im Bundesland Rheinland-Pfalz. Die Einwohnerzahl beträgt 840 (2012), etwa genauso viel wie 1914. Vor dem 1. Weltkrieg war gleichzeitig auch die Blütezeit des deutschen Landjudentums, vor allem in kleinen Dörfern und Kleinstädten im Rhein-Hunsrück-Raum.  In Laufersweiler lebten um 1850 über 150 Deutsche jüdischen Glaubens, d.h. weit über 20% der Bevölkerung. Juden siedelten meist in Dörfern, in denen beide christliche Konfessionen vertreten waren und in denen sie sich nach den Verfolgungen des Mittelalters sicher glaubten. Dokumente belegen eine Ansiedlung von jüdischen Familien im 17. Jahrhundert. Mündliche Überlieferungen behaupten, dass sich auch deshalb nach einem verheerenden Brand (1839) eine größere Anzahl niederließ, weil Frankfurter Kaufleute dies u.a. im "Jureeck" unterstützten.

Das Foto aus dem Jahre 2014 zeigt links die evangelische, zwischen den Bäumen  die katholische Kirche und rechts davon die für ländliche jüdische Gemeinden prächtige Synagoge im sog. maurischen Stil. Im originalen Bauzustand krönten die Gesetzestafeln des Moses das Gebäude, sie wurden jedoch nach dem 2. Weltkrieg entfernt, ein Fragment befindet sich heute am jüdischen Friedhof. Sie steht seit 1985 unter Denkmalschutz und entspricht äußerlich weitgehend wieder dem Originalzustand von 1911, dem Erbauungsjahr. 

Die Synagoge Laufersweiler ist die einzige Synagoge im weiten Umkreis, die noch als solche erkennbar ist, einige sind umgenutzt (Oberwesel - teilweise als Gedenkraum des Vereins Rabbi Hillel genutzt, Boppard - stilvoll als Optikergeschäft renoviert, Hirzenach - Wohnhaus, St. Goar - Wohnhaus, Werlau - früher Betstube, jetzt Wohnhaus, Rheinböllen - Malerwerkstatt), weitere sind in der Reichspogromnacht 1938 abgebrannt (Simmern) oder zerstört (Kastellaun) und später abgebaut, andere noch in den 1970er Jahren abgerissen worden (Sohren, Kirchberg).

So ist die ehemalige Synagoge in Laufersweiler die einzige ihrer Art, die noch in ursprünglicher Form erhalten ist und neben den zahlreichen jüdischen Friedhöfen das einzige Objekt, das an die fast 1.000 jüdischen Bewohner (vor 1933) des Rhein-Hunsrück-Kreises erinnern kann.

Das Forst-Mayer Studien- und Begegnungszentrum in der ehemaligen Synagoge möchte deshalb die wechselvolle Geschichte der deutschen Juden auf dem Lande wachhalten. Die Satzung des Fördervereins sieht die wichtigste Aufgabe darin, durch die Beschäftigung mit der Geschichte zu einer toleranten, demokratischen und friedlichen Gegenwart und Zukunft beizutragen. 

Blick von der Straße nach Gösenroth auf Laufersweiler. Links die evangelische Kirche, rechts neben der kath. Kirch die Synagoge