Broschüren

Die Broschüren "Sie gehörten zu uns" (1988) und "Die Laufersweiler Synagogen" (1990) von Hans-Werner Johann waren der Beginn der gewissenhaften und an den Originaldokumenten orientierten Aufarbeitung der Geschichte der Juden in Laufersweiler. Damit begann auch die Tätigkeit des Förderkreises, fehlte doch bis dahin eine zusammenfassende Darstellung der jüdisch-deutschen Geschichte des Ortes und anderer Hunsrücker Gemeinden.

In „Sie gehörten zu uns“ spannt er den großen historischen Bogen von der ersten urkundlich belegten Besiedlung bis zur Vernichtung der jüdischen Gemeinde und ihrer Mitglieder im Dritten Reich. Dabei wird deutlich, wie die jüdische Bevölkerung in die bäuerliche Welt einer Landgemeinde integriert war, ganz geprägt von der Abhängigkeit vom Wetter, von Krankheiten, Seuchen und Schicksalsschlägen, aber auch von der jeweiligen Religionsgemeinschaft. Nur in der alltäglichen Glaubensausübung zeigte sich der Unterschied zwischen den Bevölkerungsgruppen. Auch für die Daueraustellung im Gedenkraum wählte Hans-Werner Johann den Titel "Sie gehörten zu uns".

In "Die Laufersweiler Synagogen" (1990) beschreibt Johann die Entwicklung des Baus beginnend bei der Ersterwähnung einer Synagoge, über den Neubau nach dem großen Brand (1839), über den jetzigen Bau (1911) und die Schändungen in der Reichspogromnacht bis hin zur Renovierung ab 1985. Diese umfangreiche Quellen- und Archivarbeit war deshalb auch die fachliche Grundlage für die Entscheidung, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen.

Die beiden Broschüren Hans-Werner Johanns bilden die Grundlage der in den folgenden Jahren getätigten Nachforschungen und Veröffentlichungen. Neben den Büchern gestaltet der Förderkreis Synagoge Laufersweiler nach wie vor immer wieder kleinere Broschüren, die spezifische Themen in den Blick nehmen und den Besuchern der Synagoge kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Hans-Werner Johann: Ausstellungsführer „Sie gehörten zu uns“. Auf jüdischen Spuren in Laufersweiler (2020)

Seit Juni 2020 präsentiert sich die Dauerausstellung in der ehemaligen Synagoge Laufersweiler in neuem Gewand: 13 neue Ausstellungstafeln erzählen von der Entwicklung der jüdischen Gemeinde Laufersweilers – von ihren Anfängen im 18. Jahrhundert bis zu ihrem Untergang und der Zerstörung der Synagoge. Seit der Gründung des Förderkreises im Jahre 1989 war die Präsentation im Gedenkraum annähernd unverändert geblieben. Herr Johann hat sie nun im Winter 2019 komplett überarbeitet, denn im Rahmen ständiger Recherchen konnten neue Informationen gewonnen werden. Die Ausstellung wurde daher umgestaltet und erweitert und umfasst nun bisher unberücksichtigtes Material, wodurch ein noch präziseres Bild der einstigen jüdischen Gemeinde vor Ort gezeichnet werden kann.

Die ebenfalls von Herrn Johann erarbeitete Begleitbroschüre ergänzt die Ausstellung: Anhand persönlicher Dokumente werden Berufsleben, Glaube und Kultur, der Alltag sowie die Emanzipation, Integration und Verfolgung der Juden beleuchtet. Familienfotos, Berichte und andere biografische Quellen erzählen individuelle Lebensgeschichten. Beleuchtet wird außerdem das Zusammenleben zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Dorfbewohnern und die Veränderungen ihrer gesellschaftlichen und rechtlichen Stellung im Laufe der Zeit.

Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Laufersweiler steht beispielhaft für das Landjudentum in vielen weiteren Gemeinden des Rhein-Hunsrück-Kreises.

Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz: Jüdische Friedhöfe in Rheinland-Pfalz. Pflegehinweise (2019)

Über 370 noch vorhandene jüdische Friedhöfe auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz zeugen von der Jahrhunderte alten, reichen deutsch-jüdischen Kulturgeschichte in der Region, die einst das Zentrum des deutschen Judentums bildete. Sie sind persönliche Erinnerungsorte, aber ebenso Denkmale, welche die Entwicklung des Judentums vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert widerspiegeln.

Nach jüdischer Tradition sind sie ewige Ruhestätten, die als „Haus der Ewigkeit“ (Beth Olam) nicht aufgelassen oder wiederbelegt werden. In Folge der nationalsozialistischen Judenverfolgung gibt es jedoch nur wenige Angehörige, die sich um die Pflege der Gräber kümmern könnten. Ein Teil dieser wird achtsam erhalten und dokumentiert, andere sind jedoch vernachlässigt, verwildert oder kaum noch sichtbar, manche schwer aufzufinden oder zu erreichen.

Die Pflege und Betreuung der verwaisten Friedhöfe werden heute je nach Vereinbarung durch die jeweilige jüdische Kultusgemeinde oder durch die zivile Orts- bzw. Verbandsgemeinde durchgeführt. Als kulturelles Erbe unterliegen sie sowohl der jüdischen Tradition als auch dem Denkmalschutzgesetz, wobei es immer wieder zu Unsicherheiten bei Pflege und Erhalt kommt. Auf Initiative der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit und des Landesverbands der jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz entstand daher diese Handreichung mit Pflegerichtlinien für die verwaisten Friedhöfe. Die Broschüre gibt zugleich einige Einblicke in die Kulturgeschichte der jüdischen Friedhöfe als auch Verhaltensempfehlungen für den Besuch.

Arbeitskreis Stolpersteine: Flucht oder Tod? Stolpersteine in Kirchberg (2017)

Im 18. Jahrhundert entsteht das sogenannte Landjudentum, fast 90% der Juden leben um 1800 auf dem Land in Klein- oder Markstädten. 1895 sind in Kirchberg 114 Menschen jüdischen Glaubens registriert. Integriert in das kleinstädtische Leben haben deutsche Juden einen maßgeblichen Anteil am bescheidenen Aufschwung der Hunsrücker Kleinstädte. Die antijüdische Propaganda und Gesetze der Nationalsozialisten machen dieses Leben schon bald nach 1933 unmöglich. Viele der Familien verlassen Kirchberg zügig. Sie hoffen in der Anonymität der Großstädte auf bessere Zeiten, einige wagen die Flucht ins Ausland. Nur wenige Spuren erinnern heute noch an diesen Teil deutscher Geschichte, die Tradition des Landjudentums wurde für immer zerstört.

2016 entstand das Projekt „Stolpersteine“, um die Auswirkungen der nationalsozialistischen Verfolgung auch in Kirchberg sichtbar zu machen und ein Zeichen der Erinnerung und Mahnung zu setzen. Aus diesem Anlass gestaltete die Schul-AG eine Broschüre über die Familien, für die Stolperstine verlegt wurden.  Im November 2017 verlegte der Künstler Gunter Demnig dann 22 Stolpersteine an den zuletzt frei gewählten Wohnorten der Kirchberger Juden. Die Recherchen dazu, die sich aufgrund des Umfangs zunächst auf vier Familien beschränkten, erfolgten im Rahmen einer Schüler-AG der KGS Kirchberg. Die Broschüre war schnell vergriffen, so dass das Forst-Mayer Studienzentrum eine etwa geänderte Auflage herausgab. Sie zeichnet den Weg der Initiative von der ersten Idee bis zur Verlegung der Steine nach und gewährt in kurzen Darstellungen Einblicke in die ausgewählten Familienschicksale.

Angie Hoffmann: Heinz Joseph – Ein Junge aus Laufersweiler. (2016)

Teil 1: Jugendzeit (1925-1938)

Teil 2: Flucht, Verhaftung, Befreiung, Auswanderung (1938-1945)

Henry Joseph lebt heute in Buffalo in den Vereinigten Staaten. Geboren und aufgewachsen ist Henry, der eigentlich Heinz heißt, jedoch in Laufersweiler im Hunsrück. Als die Nationalsozialisten nach der Macht greifen, ist er gerade einmal 8 Jahre alt und die Veränderungen, die dies mit sich bringt, machen sich bald in seinem Alltag bemerkbar. Seine Familie betreibt eine Matzenbäckerei in der Kirchgasse und beliefert die gesamte Region mit dem ungesäuerten Brot, das die Juden zum Pessach-Fest essen. Insbesondere die Pogromnacht trifft die Familie schwer: Ihr gesamter Besitz wird verwüstet und Heinz‘ Mutter entschließt sich daraufhin ihre Kinder zu Verwandten ins Ausland zu schicken. Für Heinz ist das der Beginn einer langen und düsteren Odyssee, die ihn von Luxemburg über das Ghetto Lodz bis in das Konzentrationslager Bergen-Belsen führt.

Henrys Lebensweg wurde in diesen beiden Broschüren in einfacher Sprache nachgezeichnet. Das Heft liegt auch in Englisch und Arabisch vor und ist in besonderer Weise für die Verwendung im Schulunterricht geeignet. Während sich Teil 1 auf Heinz‘ Jugendphase in Laufersweiler konzentriert und einen Einblick in den Alltag der jüdischen Familie gibt, widmet sich Teil 2 der Broschüre den Folgen der nationalsozialistischen Verfolgung. Die Lebensgeschichte des Jungen aus Laufersweiler ist ein regionales und greifbares Beispiel, das zugleich für das Schicksal Tausender anderer seiner Generation steht.