Puppentheater in der Synagoge und Denkmal im Haus

"Was wäre, wenn...?

Eine etwas andere Art der Erinnerung bot der Förderkreis am 1.2.2025 um 18:00 Uhr in der Synagoge Laufersweiler. Im vollbesetzten Gedenkraum präsentierten die Puppenspieler um Heike Kinkel aus Waldhilbersheim das Stück "Was wäre wenn...?", das aus der Sicht des 12-jährigen Augenzeugen Ludwig die grausamen Geschehnisse während der Reichspogromnacht rekonstruierte. Ludwig versucht Hilfe für die verängstigte Familie Salomon zu organisieren: Wie verhalten sich Metzger, Pfarrer, Schreiner, Pfarrer oder Arzt angesichts der barbarischen Übergriffe auf die Nachbarn. Das fiktive Dorf steht stellvertretend für so viele Dörfer und Kleinstädte im Hunsrück und in Deutschland und provoziert geradezu Parallelen zu ziehen zu heutigen rechtsradikalen Tendenzen und antisemitischen 994 Übergriffen alleine in den vier Wochen nach dem 7.10.2023.

Das Stück bietet eine menschlich naheliegende Methode, sich solchen Taten zu widersetzen.

Nach dem Theaterstück begaben sich die Zuschauer in das früher als Gastwirtschaftsraum und später als Musikübungsraum große Zimmer der gastfreundlichen Familie Stephan, deren Haus in der NS-Zeit der Matzenbäckerfamilie Joseph gehörte. Der 13-jährige Heinz muss die gewaltsamen Übergriffe auf seine Familie miterleben und schreibt sie wenige Tage später - emotional sehr aufgewühlt - auf die Rückseite eines Kinoplakates in Remich (Luxemburg), wohin ihn seine verwitwete Mutter Gertrud nach der gewalttätigen Nacht zu Verwandten schickte. Carolin Manns, die Bildungsreferentin des Forst-Mayer-Zentrums hatte die Schilderung von Heinz und auch seinen Bericht über seine Zeit in Auschwitz und Bergen-Belsen aufgearbeitet, die Schülerin und Mitarbeiterin in Laufersweiler, Daria Dinges von der KGS Kirchberg, las sie den Zuhörern vor. 

 

Carolin Manns hatte mit dem in St. Louis (USA) wohnenden und zufällig anwesenden Sohn Thomas Stephan via ZOOM die Verbindung zu Martin Joseph, dem Sohn von Heinz Joseph, hergestellt, der seinerseits nun aus Seattle am Frühstückstisch den Zuschauern für Fragen zur Verfügung stand. So schilderte er die Situation im Jahre 1945, als Heinz Joseph schwer gezeichnet nach Laufersweiler zurückkehrte und mit Hilfe von alliierten Soldaten von den Bewohnern des Dorfes die aus seinem Haus geraubten Gegenstände zurückforderte. 

In der Übertragung präsentierte Martin einen an der Wand hängenden Yad , einen "Zeigefinger" für das Lesen der Thora, den sein Vater bei seiner kurz vor der Pogromnacht 1938 stattgefundenen Bar Mitzwa benutzt hatte und den ein Bewohner von Laufersweiler nach dem Krieg zurückgab. 

Heinz nannte sich nach der Emigration in die USA Henry, er sah seine Mutter Gertrud und die Schwester Ruth nie wieder. 

Eine Besucherin: "Das war ein atemberaubender Abend"

Fotos: Gisela Wagner, Laufersweiler