Bücher
Carolin Manns: Hunsrücker Fluchtgeschichten (2018)
Die Publikation zeichnet in zehn persönlichen Geschichten Flucht- und Wanderungsbewegungen der vergangenen 200 Jahre nach. Das Thema Flucht wird hier nicht in erster Linie als politisches Problem definiert, sondern als persönliche Schicksale in regionalen und lokalen Bezügen dargestellt.
Die Zusammenstellung betont die Vielfalt der Migrationsbewegungen: In mehreren Auswanderungswellen verließen im 19. Jahrhundert viele Hunsrücker ihre Heimat, um den ärmlichen Lebensverhältnissen zu entkommen und in Übersee, vor allem in Amerika und Brasilien, neue Chancen zu suchen. In biografischen Erzählungen werden außerdem die jüdische Emigration als Folge nationalsozialistischer Verfolgung, die Fluchtbewegungen von Deutschstämmigen aus Ost- und Südosteuropa am Ende des Zweiten Weltkrieges, die Zuwanderung der Aussiedler aus den zerfallenden Ostblock-Staaten, aber auch aktuelle Fluchtbewegungen aus Syrien, Afghanistan und dem Iran aufgegriffen.
Als historische Quelle eignen sich die Erzählungen allerdings nur bedingt. Stattdessen werden bewusst persönliche Eindrücke und ganz subjektive Empfindungen in den Fokus gerückt, um bei dem Leser Verständnis für die Bedeutung und die Auswirkung von Flucht und Migration auf das Leben des einzelnen Menschen zu wecken. Die Publikation wirft ihr Licht nicht nur auf die Auslöser und Bedingungen der Flucht, sondern berichtet auch eindringlich von dem „Danach“: der Sehnsucht nach einem sicheren Zuhause, Heimweh, Zweifel, die Angst vor dem Scheitern in einer fremden Welt und das Bewahren einer Idee von einer unmöglichen Heimat über Generationen hinweg. Die ausgewählten Biografien stehen beispielhaft für die Schicksale von Millionen anderer aus den unterschiedlichsten Ländern und Zeiten. Umsomehr wird deutlich, dass sich Fluchtgründe, und damit verbundene Ängste und Hoffnungen zu allen Zeiten gleichen.
Die Ergebnisse seiner jahrelangen Recherchen hat Hans-Werner Johann in seiner Publikation "Die ehemalige Synagoge Laufersweiler. Ein Lern- und Gedenkort" (2004) zusammengefasst. Auf der Grundlage seiner Nachforschungen in Archiven hat er die jüdische Gemeinde beschrieben mit ihren Synagogenbauten, der Schule und dem Friedhof. Er hat alte Pläne aufgespürt und Kontakte zu dem Enkel des Erbauers des jetzigen Synagogenbaus geknüpft, der die Renovierungsmaßnahmen nach 1985 leitete. Ayelet Mayer aus Israel hat im Jahre 2013 die Nachforschungen an der Universität Tel Aviv intensiviert und zusätzliche Dokumente in ihrer Arbeit veröffentlicht. Hans-Werner Johann beschreibt detailliert die Dauerausstellung und gibt einen Einblick in die Arbeit des Förderkreises.
Marcel Griesang, Lehrer an der Realschule Plus Oberwesel und Mitglied im Vorstand, hat seine Staatsexamensarbeit ausgeweitet und als eigenständiges Buch veröffentlicht. Er beschreibt die Stationen von der "Machtergreifung" 1933 bis hin zur Reichspogromnacht. Anhand vieler bisher unveröffentlichter lokaler Quellen kann er aufzeigen, wie systematisch und mit aktiver Teilnahme und Bereicherung der "Arier" die Juden aus dem sozialen und wirtschaftlichen Leben herausgedrängt wurden. Von diesen Maßnahmen war nur noch ein kurzer Weg zu ihrer Ermordung.
"Jüdisches Leben auf dem Lande. Texte, Fotos und Dokumente zum jüdischen Leben im Rhein-Hunsrück-Kreis". Die vielfältigen Dokumente des Studien- und Begegnungszentrums sind in dieser Publikation vor allem für Jugendliche didaktisch und methodisch aufbereitet. In der Praxis stehende Lehrkräfte haben zahlreiche Vorschläge erarbeitet, wie man handlungsorientiert Erinnerungsarbeit in den Unterricht einbetten kann. Die erste Auflage war schnell vergriffen, eine zweite ist mit Ergänzungen im Jahre 2013 erschienen und steht außerdem in Klassenstärke im Studienzentrum zur Verfügung.