Sally Mayer Kamsz
Der Erste Weltkrieg
Sally Mayer (3. von links) aus Laufersweiler war Sanitätsgefreiter im Ersten Weltkrieg. Das Bild zeigt ihn mit seinen Kameraden in Frankreich an der Westfront.

„Liebt nächst Gott das Vaterland!“

Der Erste Weltkrieg mit seinen katastrophalen menschlichen, wirtschaftlichen und weltpolitischen Folgen war ein Wendepunkt im jüdischen Leben. Organisationen wie der Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV) riefen 1914 dazu auf, sich zur kaiserlichen Armee zu melden und das Leben für ein Vaterland einzusetzen, das Juden nie als gleichwertigen Bestandteil Deutschland gesehen hatte. Weite Kreise der Bevölkerung wollten trotz der 100.000 jüdischen Soldaten und 12.000 gefallenen jüdischen Deutschen nicht anerkennen, dass sie sich genauso für ihr Vaterland einsetzten wie Nicht-Juden. Allein aus Laufersweiler fielen vier, im heutigen Rhein-Hunsrück-Kreis mindestens 29 Juden für „Volk und Vaterland“.

Diskriminierung jüdischer Soldaten

Der Reichshammerbund unterstellte ihnen Drückebergerei und fehlende Vaterlandsliebe. Der Alldeutsche Verband bezeichnete es sogar als ein Kriegsziel, Juden im Reich auszugrenzen und zu vertreiben. Die sog. „Judenzählung“ im deutschen Heer aus dem Jahre 1916 wurde ignoriert und erst 1922 veröffentlicht. Sie zeigte ein völlig anderes Bild als die Antisemiten behaupteten. Linken Parteien und vor allem den Juden wurde unterstellt, sie hätten die Reichswehr um den Sieg gebracht (Dolchstoßlegende). Dies habe zum Zusammenbruch der Monarchie und der alten Ordnung geführt. Auch die Weimarer Verfassung (1919) änderte nichts an dem offenen Antisemitismus, auch wenn die erste deutsche Demokratie allen Bürgern zum ersten Male volle Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten zugestand.

Vom Gedenken zur Verleumdung

Die überlebenden jüdischen Soldaten hatten Schreckliches erlebt, viele sind von ihrem Glauben und ihren Traditionen abgefallen und wollten nun ein anderes Leben beginnen. Sie setzten sich gegen Verleumdungen zur Wehr und glaubten, durch die Gründung des „Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten“ (1919) ein Gegengewicht zu bilden, der zunächst auch im Hunsrückraum großen Zulauf hatte. Doch die Realität übertraf sehr schnell die prophetischen Worte des Frontoffiziers und Ritterkreuzträgers Ludwig Haas (FVP): „Jetzt sind wir gezeichnet“.

Die Jahre bis 1930 waren noch angefüllt mit Gedenkfeiern und Kriegerdenkmalen für die gefallenen Helden, zu denen man auch die jüdischen Gefallenen zählte. Die Namen der Gefallenen wurden nach 1933 von den Ehrenmalen getilgt, ein Jude konnte nun nicht mehr tapfer und schon gar nicht für sein Land gefallen sein. Spätestens ab 1935 galten nun Juden als „Angehörige rassenfremden Volkstums“ und nicht mehr als gleichberechtigte Reichsbürger.