Besuch Staatssekretär Bleser (MdB)

LAUFERSWEILER – Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Peter Bleser besuchte die Synagoge in Laufersweiler um sich über die Arbeit des Förderkreises  zu informieren. Landrat Dr. Marlon Bröhr, der ebenfalls mit dabei war, hatte das Treffen arrangiert. Für die Verbandsgemeinde nahm der Erste Beigeordnete Wolfgang Wagner an der Besprechung teil. Bürgermeister Rudolf Schneider begrüßte die Anwesenden und machte gleich zu Beginn deutlich, dass sich die Ortsgemeinde sehr wohl der historischen Bedeutung der alten Synagoge bewusst sei, in diesem Zusammenhang dankte er Christof Pies  und seinen Mitstreitern vom Förderkreis. Man sei dankbar für die Arbeit, denn diese zu leisten, sei die Gemeinde nicht in der Lage. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die Ortsgemeinde auch mit der Unterhaltung des Gebäudes überfordert sei, da in Kürze eine neue Renovierung an der östlichen Giebelseite anstehe. Christof Pies, der Vorsitzende des Förderkreises Synagoge Laufersweiler, lieferte die Basisdaten zum Gebäude und zu seiner Geschichte. Er nannte die Synagoge einen Ort der Besinnung, der Völkerverständigung, der Begegnung und des Austausches, zudem ein Ort für die Erziehung zur Menschlichkeit, Verantwortung und Toleranz auf der Grundlage der deutsch-jüdischen Geschichte. Doch in Laufersweiler gibt es nicht nur die alte Synagoge, vielmehr ist hier ein Erinnerungsensemble entstanden, das wegen seiner direkten und lokalen Verbindung zwischen Forschung und Gedenkstättenpädagogik einzigartig in Deutschland ist. In der Synagoge befindet sich im Gedenkraum eine Dauerausstellung, welche die Geschichte der Landjuden erzählt, im Garten neben der Synagoge hat die Künstlerin Jutta Christ aus Büchenbeuren einen künstlerischen Ort der Erinnerung zum Thema „Gelebtes Leben – geraubtes Leben“ geschaffen. Der Weg der Erinnerung, der in den Premiumwanderweg „Kappleifelsentour integriert ist, führt von der Synagoge bis zum jüdischen Friedhof, hier bekommt man anhand von zehn Infotafeln erste Eindrücke in das Leben der ehemaligen jüdischen Gemeinde, auch der Pfad der jüdischen Lyrik, der zum 100-jährigen Jubiläum der Synagoge, unter Mitwirkung vieler Kinder und Jugendlicher,  entstand sowie das Forst-Mayer Studien- und Begegnungszentrum mit Archiv zum Landjudentum, das mit modernen Medien ausgestattet ist, gehören zum einmaligen Erinnerungsemsemble. Das Zentrum, so Pies, bietet Projekte für Flüchtlinge und Einheimische zum Thema: Was geht mich die deutsch-jüdische Vergangenheit an? oder „Fluchtgeschichten:  Vergleich 3. Reich – Migranten/Flüchtlinge? Neben diesen Projekten werden Workshops zu den Themen Rassismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit in Kooperation mit der Bildungsstätte Anne Frank, Frankfurt angeboten, Workshops gegen Rechtsradikalismus, Einführung für Migranten in die Werte des Grundgesetzes in Deutsch, Englisch und Arabisch, es werden Fahrten zu Gedenkstätten für Schulklassen, Jugendgruppen, VHS-Kurse und Flüchtlinge angeboten, außerdem werden Bildungsreisen in den Nahen Osten (Israel/Palästina) durchgeführt, um nur einiges aus dem breiten Angebot zu nennen. Pies machte deutlich, dass das Forst-Mayer Studien- und Begegnungszentrum zum Selbstläufer geworden sei, neben dem pädagogischen Angebot häufen sich Anfragen aus aller Welt von Menschen, die nach ihren Vorfahren forschen, was natürlich alles mit einem enorm hohen personellen Aufwand verbunden sei. Bisher werden alle Anforderungen ehrenamtlich gestemmt.  Pies nannte als Schwerpunkte einer zeitgemäßen Erinnerungsarbeit, die Abwehr von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Er warb dafür dezentrale Anlaufstellen zu schaffen, es sei dringend erforderlich, langfristig und nachhaltig in die Köpfe von Menschen und hier vor allem in die Jugendarbeit zu investieren. Die Synagoge in Laufersweiler stelle sich all diesen Aufgaben, auf Dauer seien hierfür aber fest angestellte, historisch und pädagogisch geschulte Fachkräfte unerlässlich, die eine kontinuierliche Arbeit gewährleisten. Peter Bleser zeigte einige Fördermöglichkeiten für den ländlichen Raum auf, auch Landrat Bröhr versprach den Gemeindevertretern sich um einen Zuschuss zur erforderlichen Baumaßnahme zu kümmern.