Samuel Hirsch - Religionsphilosoph aus Thalfang
Elmar P. Ittenbach stellte am 7.5.2014 im Begegnungshaus Thalfang sein Buch über Samuel Hirsch vor. In der Reihe "Jüdische Miniaturen" ist dies der 151. Band. Der in Thalfang 1815 geborene Rabbiner, Religionsphilosoph und Reformer ist ein Beispiel für die vielen jüdischen Gelehrten, die aus dem deutschen Judentum stammten und vor 1933 im In- und Ausland zu hohem Ansehen kamen.
Als Sohn eines Viehhändlers geboren, nahm er schon als Dreijähriger Hebräischunterricht bei seinem Lehrer Simon Scheuer. Nach dem Besuch der "israelitischen Elementarschule" in Thalfang besuchte er verschiedene Jeschivot (Talmudschulen) in Metz und Mainz. Es folgten Studien in Bonn und Berlin. Mit 24 war er schon Landesrabbiner in Anhalt-Dessau. In dieser Zeit verfasste er mehrere Schriften, die sich mit Religionsphilosophie beschäftigten. Der Promotion in Leipzig folgte die Berufung zum Großrabbiner des Großherzogtums Luxemburg. Nach weiteren Stationen zog es ihn nach Philadelphia in den USA, wo er zu einerm der wichtigsten Vertreter des Reformjudentums wurde. Seine Begräbnisstätte in Chicago (1889) ziert eine riesiges Obelisk-Denkmal, auf dem sein Lebensweg beschrieben ist: "Er war der furchtloseste und konsequenteste Verfechter des aufgeklärten liberalen Judentums und mit seinem gesprochenen und geschriebenem Wort wurde er niemals müde, die grundlegenden Glaubenssätze hochzuhalten, die die Religion der Humanität ausmachen, weder nach rechts noch nach links schauend, aber überzeugt von der unbesiegbaren Kraft der Wahrheit".
Seine Erfahrungen im frühen 19. Jh. in seinem Geburtsort haben ihn geprägt: Er beschreibt mehrfach die dort zwischen den Religionen geübte Toleranz, wo Juden mit Katholiken oder Protestanten in die Synagoge oder auch gemeinsam in die Kirche gingen, um interessante Predigten anzuhören. Bei gemeinsamen Beerdigungen habe jeder des anderen Bräuche akzeptiert.
Dieses außergewöhnliche Miteinander konnte jedoch 100 Jahre später einen Rückfall in die Barbarei des Nationalsozialismus auch in Thalfang nicht verhindern. Eine 2010 errichtete Gedenktafel für die 1938 zerstörte und 1956 abgebrochene Synagoge und 21 Stolpersteine (2011) für die ermordeten Juden Thalfangs erinnern an das Ende des jüdischen Lebens im Geburtsort des überzeugten Humanisten Samuel Hirsch.
Einige Werke von Samuel Hirsch:
Religionsphilosophie des Judentums (2 Bde., 1842)
Das Judentum, der christliche Staat und die moderne Kritik (1843)
Die Reform des Judentums und dessen Beruf in der gegenwärtigen Zeit (1844)