Jüdische Friedhöfe
Das Foto links aus dem Jahre 1966 zeigt symbolhaft den Umgang mit der deutsch-jüdischen Geschichte: Um Bauland zu schaffen, wurde der ältere Teil des jüdischen Friedhofes in Laufersweiler überbaut, viele Grabsteine auf dem seit 1911 erweiterten Teil abgelegt. Einige alte Mauerreste und Zeitzeugenaussagen aus dem Jahre 1904 lassen darauf schließen, dass der alte Friedhof wohl aus dem 18. Jahrhundert stammte.
In Unkenntnis religiöser jüdischer Begräbnisriten lagen nun die Grabsteine mit ihren wichtigen Inschriften auf dem neueren Teil, bis sie dort in einer Reihe aufgestellt wurden, ohne dass dort die entsprechenden Toten ruhen. Vor den Grabsteinen lag auch der Rundbogenabschluss über der Synagogen-Eingangstür, der ebenfalls in den 1950er Jahren entfernt worden war.
Dieser wurde 1985 restauriert und empfängt heute Besucher mit der Inschrift:
"Wie schön sind deine Zelte, Jakob, und deine Wohnungen, Israel" (Numeri 24,5).
Das mittlere Foto verdeutlicht die deutsch-nationale Haltung der Familie Strauss aus Gemünden, deren Sohn im Ersten Weltkrieg gefallen war. Pickelhaube, Koppel, Gewehr, Messer, dazu die segnenden Händer eines Cohen (Priester im Tempel in Jerusalem) - demonstrativer als auf einem Grabstein für den gefallenen Sohn kann man seine Gesinnung nicht zum Ausdruck bringen. Der untere Teil lautet: "Er starb den Heldentod fürs Vaterland".
Das rechte Foto zeigt den Enkel von Shimon Mayer bei einem der Heimatbesuche auf der Suche nach Vorfahren in Laufersweiler. Nachfahren suchen immer als erstes die Friedhöfe auf.
Mit den nicht zerstörten Synagogen gehören die jüdischen Friedhöfe zum historischen und kulturellen Erbe unseres Landes. Die würdige Betreuung der Grabstätten hat eine alte Tradition: Sie sind für alle Zeiten unantastbar, sie dürfen nicht verkauft oder eingeebnet werden, die Totenruhe darf nicht gestört werden. Umgefallene oder geschändete Grabstätten dürfen wieder hergestellt werden, der Zugang für Besucher ist zu gewährleisten.
Seit dem 11. Jahrhundert haben sich jüdische Friedhöfe erhalten, sie spiegeln die Geschichte der jeweiligen Gemeinde wider. Die Inschriften enthalten nicht ersetzbare Hinweise auf das Leben der Toten, die verwandtschaftlichen Beziehungen und architektonischen Eigenheiten der Region. Das Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz hat 1996 in einer Wanderausstellung und einer Publikation die Bedeutung des Erhalts der Friedhöfe ins Bewusstsein gerückt. Leider gibt es heute viele Grabstätten, die nicht oder unzureichend gepflegt werden und somit ein wichtiger Teil der jüdischen Kultur verloren geht.
Von den etwa 2.200 jüdischen Friedhöfen in Deutschland liegen annähernd 400 in Rheinland-Pfalz. Im Rhein-Hunsrück-Kreis sind es 10, wobei der alte in Laufersweiler und der vergessene am Schlossberg in Gemünden hinzugezählt werden müssen - wenn man die jüdischen Traditionen akzeptiert. In den angrenzenden Landschaften am Rande des Hunsrücks sind mindestens 38 im Kreis Bad Kreuznach, 9 in Cochem-Zell, 23 im Rhein-Lahn-Kreis, 17 im Kreis Trier-Saarburg, 16 im Kreis Bernkastel-Wittlich und 10 im Kreis Birkenfeld gelegen (Zählung nach "Ein edler Stein sei sein Baldachin. Jüdische Friedhöfe in Rheinland-Pfalz, hrsg. v. Landesamt für Denkmalpflege, Speyer 1996). Leider setzen Witterungseinflüsse (v.a. saurer Regen), natürlicher Verfall, jährliche Vandalismusschäden und Unachtsamkeit dem Kulturerbe zu. Versuche, jeden einzelnen Stein mit seiner Inschrift zu dokumentieren, sind leider bei der Vielzahl der Landfriedhöfe bisher ergebnislos geblieben. Die ältesten in Mainz und Worms sind mit modernsten Mitteln inventarisiert und somit der Nachwelt und der Forschung erhalten worden.
"Wie schön sind deine Zelte, Jakob, und deine Wohnungen, Israel"