Ein anderer Firmunterricht
An mehreren Wochenenden des Frühjahres 2014 arbeiteten bis zu 20 Jugendliche auf dem jüdischen Friedhof in Kastellaun. Sie hatten sich freiwillig im Rahmen ihrer Vorbereitung auf die Firmung im Juli für diese besondere Art der Erinnerungskultur gemeldet. In Absprache mit dem für die Stadt verantwortlichen Pfleger des Friedhofes, Herrn Holzhäuser, und dem Vertreter der jüdischen Gemeinde Koblenz, Herrn Zöphel, ging man an die Arbeit. Auch wenn die Gruppe unter der Leitung von Frau Fieweger sich weitere Unterstützung durch die Zivilgemeinde gewünscht hätte, so gingen die Pflegemaßnahmen doch zügig voran: Zäune ringsum streichen, Bäume und Hecken zurückschneiden, Gräber entsprechend der religiösen Vorschrift pflegen, Wege neu mit Kies belegen, Grabsteine wieder leserlich machen - all das regte die Jugendlichen zur intensiven Beschäftigung mit der deutsch-jüdischen Vergangenheit, den Wurzeln des Christentums und den anderen Begräbnisriten an. Eine Teilnehmerin: "Ich mag mir gar nicht vorstellen, dass nach meinem Tode keiner mehr an mich denkt, das Grab abgeräumt und vergessen wird, wie es in Deutschland mit den Juden geschehen ist - das finde ich schrecklich!".
Bei ihrer wichtigen Arbeit konnten die Firmlinge erkennen, wie die Witterung den alten Sandsteingrabsteinen zusetzt. Deren Inschriften lassen sich nur noch schwer oder nicht mehr entziffern. Trotzdem bleibt das Grab nach jüdischer Sitte ein Grab für die Ewigkeit und wird nicht abgeräumt. Bei anderen Steinarten konnten die Jugendlichen die Inschrift wieder lesbar machen.
Der jüdische Friedhof ist der meist besuchte in der Region, ist er doch seit Jahren in die Traumschleife "Burgstadtpfad" integriert. Besucher können sich durch einen Flyer über die Geschichte des Friedhofes und über das angemessene Verhalten entsprechend der jüdischen Begräbnisriten informieren.
Für ihre Mühe erhielten die Jugendlichen eine Einladung in das Studien- und Begegnungszentrum in Laufersweiler.