Veranstaltungen

16. Februar 2024: "Leben zwischen Mauern"

Vortrag mit Faten Mukarker in Kastellaun
18:00 Uhr im katholischen Pfarrsaal in Kastellaun (Adolf-Kolping-Platz 1)

Im Hunsrück ist FaBuch: Leben zwischen Grenzenten Mukarker keine Unbekannte. Als Reiseführerin hat sie in den letzten Jahren viele TeilnehmerInnen an Studienreisen des Förderkreises Synagoge Laufersweiler durch Bethlehem, Hebron und ihre Heimatstadt Beit Jala geführt und damit ihre eigenen Probleme und die ihrer Mitmenschen eindrucksvoll nahegebracht.

Als in Bonn geborene Christin hat sie einen eigenen Blickwinkel auf beide Seiten des scheinbar unlösbaren Konfliktes. Das Motto der bisherigen Studienreisen lautete seit Jahren „Ist Frieden überhaupt möglich?“ Diese Frage scheint nach dem Überfall am 7.10.2023 und dem nachfolgenden Krieg in Gaza mit traumatischen Auswirkungen auf alle Beteiligten und dramatischen Folgen für die gesamte Weltpolitik aktueller denn je.

Umso wichtiger ist es, Stimmen aus Palästina zu hören, die jenseits von Hass und Rache an einen friedlichen Weg glauben und sich dafür einsetzen. Frau Mukarker wird u.a. aus ihrem Buch „Leben zwischen Grenzen“ lesen und natürlich für ein Gespräch über die derzeitige Situation zur Verfügung stehen.

Der Abend ist eine gemeinsame Veranstaltung des Förderkreises Synagoge Laufersweiler, den evangelischen und katholischen Kirchengemeinden Kastellaun sowie des Eine-Welt-Ladens Kastellaun.

Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

Rückblick: Vergangene Veranstaltungen

25. Januar 2024: "Die Auswirkungen der Shoah auf die Nachkommen der Opfer und Täter"

Vortrag mit Dr. Marie-Luise Conen
19:00 Uhr: Ehemalige Synagoge Laufersweiler

Am 25. Januar 2024 um 19 Uhr wird Dr. Marie-Luise Conen aus Berlin in der ehemaligen Synagoge Laufersweiler einen Vortrag halten mit dem Titel "Die Auswirkungen der Shoah auf die Nachkommen der Opfer und Täter". Die Psychologin ist seit rund 40 Jahren als systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin tätig. Gemeinsam mit Hilde Weirich veröffentlichte sie 2010 die Publikation „Jüdische Familien von der Mittelmosel. Lebensläufe von 1714 bis zur Gegenwart“. Conen selbst wurde in einem der ehemaligen jüdischen Häuser in Lösnich geboren, ihr Großvater Josef Conen erzählte ihr oft und viel über die Geschichte der Juden des Dorfes. Im Rahmen ihrer Buch-Recherchen zu den ehemaligen jüdischen Bewohnern knüpfte sie zahlreiche Kontakte zu Überlebenden und ihren Familien – und erlebte selbst wie schwer die Begegnung miteinander sein kann.

Im Zuge ihres Vortrags wird Conen mit professionellem Blick der Frage nachgehen, wie die Shoah das Leben der Nachkommen von Opfern und TäterInnen noch heute beeinflusst. Denn sozialwissenschaftliche Forschungen weisen darauf hin, dass schwere Traumata über Generationen hinweg unbewusst weitergegeben werden und sogar ganze Gesellschaften prägen können. Sie wird auch darüber sprechen, inwiefern es möglich ist, transgenerationelle Traumata aufzubrechen und den Umgang mit der Vergangenheit aktiv zu gestalten. 

Der Eintritt ist frei. 

20. Oktober 2023: Musik in der Synagoge

Giora Schmidt
mit Stipendiat*innen der Villa Musica und der Tschechischen Kammermusikakademie
19:00 Uhr in der ehemaligen Synagoge Laufersweiler

Jüdische Musik ist für den gefeierten New Yorker Geiger Giora Schmidt Teil seiner Familientradition. Am 20. Oktober tritt er in der ehemaligen Synagoge Laufersweiler auf. Der Meisterschüler von Pinchas Zukerman spielt mit jungen Streichern der Villa Musica und jungen Bläserinnen der Tschechischen Kammermusik-Akademie Trios jüdischer Komponisten und Werke der Wiener Klassik.
Die bedrückende Wirklichkeit von Theresienstadt hat der jüdische Komponist Hans Krása in seiner Passacaglia und Fuge für Streichtrio eingefangen. Der Prager Erwin Schulhoff komponierte lange vor seiner Internierung durch die Nazis ein launiges Divertissement für drei Bläser als Ode auf den Charleston und die „Goldenen“ Zwanziger Jahre. Die drei Bläserinnen des Abends brillieren in Quartetten für Solobläser und Streicher: in Mozarts Oboenquartett KV 370, Krommers Klarinettenquartett und Webers „Rondo Ungarese“. Beethovens Streichtrio Opus 9 Nr. 2 rundet den Bogen der Werke für drei und vier Musiker ab.

Foto: Giora Schmidt © Dave Getzschman

Giora Schmidt, Violine
und Stipendiat*innen der Villa Musica und der Tschechischen Kammermusikakademie spielen:
Hans Krása: Passacaglia und Fuge für Streichtrio
Erwin Schulhoff: Divertissement für Bläsertrio
Franz Krommer: Klarinettenquartett
Carl Maria von Weber: Andante e Rondo Ungarese, op. 35
(Bearbeitung für Streichtrio und Fagott von Mordechai Rechtman)
Ludwig van Beethoven: Streichtrio D-Dur, op. 9 Nr. 2
Wolfgang Amadeus Mozart: Oboenquartett F-Dur, KV 370

Freie Platzwahl
Karten (regulär 16,00 €, ermäßigt 8,00 € - auch für Vereinsmitglieder) sind erhältlich online über
https://www.villamusica.de/laufersweiler.html oder über
Tourist-Information Kirchberg
Marktplatz 5
55481 Kirchberg
Tel: 06761 837296
touristik@kirchberg-huensrueck.de

10. September 2023: „Talent Monument ” Tag des Offenen Denkmals

Führungen und Filmabend

12:00 bis 16:00 Uhr in der Synagoge Laufersweiler


 "Talent Monument“ heißt das Motto für den Tag des offenen Denkmals am 10. September 2023. Zum 30-jährigen Jubiläum des Aktionstags sollen Denkmale wieder einmal in ihrer Einzigartigkeit ins Rampenlicht gestellt werden. Mal sind sie groß und glanzvoll, mal klein und unscheinbar - nicht immer werden Denkmale auf den ersten Blick als solche erkannt. Auch die ehemalige Synagoge Laufersweiler wurde nicht schon immer als wertvolles und schutzwürdiges Gebäude betrachtet. Wir laden ein, mit uns der Frage nachzugehen: Was genau macht ein Denkmal eigentlich zu einem Denkmal? Und warum hat auch die ehemalige Synagoge Aufmerksamkeit verdient?

 

Angebote zum Tag des offenen Denkmals

von 12 bis 16 Uhr: Im Rahmen dialogischer Führungen zeichnen wir die Metamorphose des einzigartigen Monumentes nach – vom eindrucksvollen Sakralbau, über eine unbeliebte Altlast hin zum Denkmal mit neuer Bestimmung. Führungen werden am Tag des offenen Denkmals nach Bedarf angeboten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Darüber hinaus ist eine individuelle Erkundung der ehemaligen Synagoge, des jüdischen Friedhofs und des Wegs der Erinnerung möglich.

um 17 Uhr: Gezeigt wird Harry Raymons autobiografischer Film „Regentropfen“ (1982). Dieser erzählt die Geschichte einer jüdischen Familie im Hunsrück von den Anfängen der NS-Zeit bis zur Flucht nach Amerika aus der Perspektive des 10-jährigen Bennie Goldberg. Darin verarbeitete der aus Kirchberg stammende Raymon, damals noch Harry Heymann, seine ganz privaten Erinnerungen an seine Kindheit. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum gemeinsamen Austausch.

Foto: Harry Raymon zu Besuch in der ehemaligen Synagoge in Laufersweiler, Gisela Wager.

Vom 8. bis zum 10. September findet außerdem die Tagung "Erinnerung an das Landjudentum - aber wie?" im Neuen Schloss in Simmern statt. In Vorträgen und Workshops wird die Bedeutung von jüdischem Leben in ländlichen Regionen in Vergangenheit und Gegenwart beleuchtet. Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden sie hier auf der Seite des Förderkreises oder bei unserem Partner "Widen the Circle".

9. September 2023: "Sommer 1934: oder wie der Führer mir meine erste Liebe ausspannte"

Lesung

19:00 Uhr im Raum 9 des Prowinz-Kinos Simmern

Im Rahmen der Tagung "Erinnerung an das Landjudentum - aber wie?" vom 8. bis 10. September 2023 im Neuen Schloss in Simmern liest Andreas Berg aus seinem Roman "Sommer 1934: oder wie der Führer mir meine erste Liebe ausspannte". Darin vereint er detailierte historische Recherche mit der Freude an lyrischen Anekdoten. Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen.

Zum Inhalt: Jakob Felsenthal, ein jüdischer Maler aus England, fährt nach sechzig Jahren in seine alte Pfälzer Heimat. Er verdankt sein Leben nur einem Kindertransport, der ihn vor dem nationalsozialistischen Terror rettete. Mit zwiespältigen Gefühlen kehrt er in das Dorf unbeschwerter Ferienzeiten bei seinen Großeltern zurück. Aber die Welt von einst ist versunken, nichts ist mehr so, wie es war. Bei seinen Streifzügen erinnert er sich an seine erste große Liebe Christine, die Nichte des evangelischen Dorfpfarrers. Die Auswirkungen der Nürnberger Rassengesetze brachten einst die jungen Liebenden in große Gefahr. Ihre innige Beziehung fand ein tragisches Ende. Wer erinnert sich heute noch daran, dass früher in Deutschland viele Juden auch in dörflichen Gemeinschaften lebten?

Andreas Berg, von 1987 bis 2022 Kulturredakteur und Filmautor beim SWR in Mainz, hat zahlreiche Filmbeiträge produziert, so auch über das Landjudentum in der Westpfalz und Laufersweiler. In seiner Vortragslesung spannt er den Bogen von den vernichteten Landjudengemeinden bis zur Situation der heutigen jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz.

8. September 2023: "Musikalischer Stolperstein"

Musiklesung

19:00 Uhr im Schloss Simmern

Der Förderkreis Synagoge Laufersweiler lädt ein zur Tagung "Erinnerung an das Landjudentum - aber wie?" vom 8. bis 10. September 2023 im Neuen Schloss in Simmern. In Vorträgen und Workshops wird die Bedeutung von jüdischem Leben in ländlichen Regionen in der Vergangenheit und Gegenwart aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Gerahmt werden diese durch ein vielfältiges Kulturprogramm, zu dem alle Interessierten herzlich willkommen sind.

Auftakt zur Veranstaltung bildet ein Vortrag von Monika Grübel (MA) im Schloss Simmern am Freitagabend um 16 Uhr. Monika Grübel ist Judaistin und Leiterin des LVR-Kulturhauses Landsynagoge Rödingen. Sie publiziert zum rheinischen Landjudentum und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur wissenschaftlichen Betrachtung dieser längst verschwundenen deutsch-jüdischen Lebensform. In ihrem Vortrag wird sie grundlegende Aspekte des Landjudentums aufzeigen und Einblicke in das einstige Alltagsleben der Jüdinnen und Juden auf dem Land gewähren.

Um 19 Uhr folgt der „Musikalische Stolperstein“, eine Konzertlesung zu Ehren des Musikers Samuel Baum. Die in der Region und weltweit bekannte Klarinettistin Irith Gabriely („Queen of Klezmer“) und der Komponist Peter Przystaniak präsentieren von ihnen rekonstruierte Tanzstücke der jüdischen Musikerfamilie Baum aus Bruschied. Grundlage dafür bildet ein einzigartiger Dachbodenfund: Aus einer handschriftlichen, mit Tinte aufgezeichneten Notensammlung Simon Baums entwickelte Przystaniak ein bewegendes und zugleich heiteres Musik-Programm.

Die Protagonisten des Abends: Peter Przystaniak, Christof Pies, Heiner Schneider, Leona Riemann und Irith Gabriely

Autorin Leona Riemann liest ihre Erzählung "Wann kommt Herr Baum?", in der sie das Schicksal der Musikerfamilie Baum aus Sicht der Maria Stoll aus Rhaunen schildert, die bei Samuel Baum das Klavierspiel erlernte. Die „Zweitzeugen“ Christof Pies vom Förderkreis Laufersweiler und Heiner Schneider, Sohn von Maria Stoll, ordnen die Musikstücke in den familiär-historischen Zusammenhang ein.

3. September 2023: „Memories” Europäischer Tag der jüdischen Kultur

Ausstellung mit Führung

12:00 bis 16:00 Uhr in der Synagoge Laufersweiler und auf dem Schlossplatz in Simmern

Während das Judentum in den Medien fast ausschließlich im Zusammenhang mit Antisemitismus in Erscheinung tritt, bleiben Einblicke in die Kultur und den religiösen Alltag eher selten. Am Europäischen Tag der jüdischen Kultur finden hingegen in ganz Europa Konzerte, Lesungen, aber auch geführte Radtouren oder Laubhütten-Workshops und viele andere Veranstaltungen statt, um die unterschiedlichen Facetten jüdischen Lebens in Vergangenheit und Gegenwart sichtbar zu machen. Mit dem vielfältigen Angebot soll ein Raum für Annäherung, Anerkennung und Austausch geschaffen werden.

Das Motto des diesjährigen Aktionstages lautet „Memories“ - also „Erinnerungen“ oder auch „Gedächtnis“. Ob kollektiv oder individuell, religiös oder gesellschaftlich betrachtet – Erinnerung ist eines der zentralen Gebote des Judentums. Durch Rituale und Feste werden sie gefestigt und weitergegeben und formen die jüdische Identität. Nicht zuletzt wurde auch die Erinnerung an die schreckliche Tragödie der Shoah zu einem bestimmenden Teil dieses kollektiven Gedächtnisses.

Auch die ehemalige Synagoge Laufersweiler wird in diesem Jahr wieder Teil des Aktionstages sein und von 12 bis 16 Uhr für BesucherInnen geöffnet sein. Das einzigartige Erinnerungsensemble besteht aus Gedenkraum, Ausstellung und Bibliothek im Innenbereich; ein Weg der Erinnerung führt vom künstlerisch gestalteten Erinnerungsort neben der Synagoge zum jüdischen Friedhof der Gemeinde. Der Ort informiert über jüdisches Leben in der Rhein-Hunsrück-Region und fordert zum Innehalten und Gedenken auf.

Um 15 Uhr lädt der Förderkreis zur Führung durch die Outdoor-Ausstellung „Jüdisches Leben im Hunsrück“ auf dem Schlossplatz in Simmern ein. Dabei werden Einblicke in die jüdische Lebensweise und Kultur gewährt, und wie diese die Region nachhaltig geprägt haben. Ergänzt wird dies durch das Erzählen individueller Lebensgeschichten, die Anlass bieten, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.

17. November 2022: In Auschwitz gab es keine Vögel

Konzertlesung mit Gregor Praml und Monika Held

18:00 Uhr im Paul-Schneider-Haus, Simmern

In dem Roman „Der Schrecken verliert sich vor Ort“ wird die Geschichte des KZ-Häftlings Heiner und seiner Frau Lena erzählt. Die beiden haben sich beim Frankfurter Auschwitz-Prozess kennengelernt und ineinander verliebt. Er war der Zeuge aus Wien, sie die Übersetzerin polnischer Zeugenaussagen. Eine Liebe zwischen Trauma, Unwissen und Missverständnissen. Die Frage ihres Lebens (und auch unseres) ist die nach den Grenzen des Verstehens der Welt der Überlebenden eines Konzentrationslagers.

Der Kontrabassist Gregor Praml und die Autorin Monika Held haben bei gemeinsamen Auftritten erfahren, dass Text und Musik in der Lage sind, die Geschichte gemeinsam zu erzählen. Es ist die Geschichte des Wunsches, Erlebtes und Erlittenes weiterzugeben und der Kampf gegen die Grenzen der Vorstellungskraft. Gregor Praml kreiert mit seinem Instrument den gesamten Klangkosmos des Themas „Erinnern, um nicht zu vergessen“. Dabei setzt er am Kontrabass Effektgeräte und eine LoopStation ein.

Durch diese Konzertlesung „In Auschwitz gab es keine Vögel“ ziehen sich die sehr persönlichen O-Töne eines Zeitzeugen, aus dessen Überlebensgeschichte der Roman entstanden ist. Authentische Erinnerungen sind nicht zu ersetzen. Was wir aber tun können, ist, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass die persönlichen, körperlichen Erfahrungen des Todes in den Nazilagern nicht vergessen werden. Zumal wir in einer Zeit leben, in der Menschen bedroht, angegriffen, sogar getötet werden, weil sie sich für eine tolerante, menschliche und demokratische Gesellschaft einsetzen. Hass ist schürbar uns wiederholbar. Um die Gegenwart zu verstehen, muss man die Vergangenheit begreifen. Man kann sich gegen Populismus besser wehren, wenn man weiß, wozu das schon einmal geführt hat.

21. Oktober 2022: Musik in der Synagoge

Zvi Plesser
mit Stipendiat*innen der Villa Musica Rheinland-Pfalz
20:00 Uhr in der ehemaligen Synagoge Laufersweiler

Einer der berühmtesten Cellisten Israels spielt mit Stipendiat*innen Werke der Wiener Klassik und Musik aus seiner Heimat. Zvi Plesser lehrt als Professor an der Buhmann-Mehta School of Music der Universität von Tel Aviv. Aus seiner Heimat bringt er das Streichtrio des Komponisten Paul Ben-Haim mit, der als „Vater der israelischen Musik“ gilt. Jüdische Melodien und klassischer Streichersatz aus Europa verbinden sich in dem zehnminütigen Trio zu packender Musik. Das gilt auch für die Duos des amerikanischen Komponisten Jan Radzynski, der in Polen geboren wurde, in Israel studierte und in den USA als Professor lehrt. Seine Duos für Klarinette und Cello kombinieren jüdische Melodien mit amerikanischen Rhythmen zu brillanten, oft ironischen Collagen. Der Rahmen des Programms dient reinste Wiener Klassik: das selig singende Streichtrio B-Dur des jungen Franz Schubert und das virtuose Quartett für Klarinette und Streicher von Johann Nepomuk Hummel, dem Mozart-Schüler und Beethoven-Freund.

Foto: © Zvi Plesser


Zvi Plesser, Violoncello, und die Stipendiat*innen der Villa Musica spielen
Franz Schubert: Streichtrio B-Dur, D 581
Paul Ben-Haim: Streichtrio
Jan Radzynski: Duos für Klarinette und Violoncello
Johann Nepomuk Hummel: Klarinettenquartett Es-Dur

Freie Platzwahl
Karten (regulär 16,00 €, ermäßigt 6,00 €) sind erhältlich über
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11. September 2022: „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz” - Tag des Offenen Denkmals

Führungen

12:00 bis 16:00 Uhr in der Synagoge Laufersweiler

Denkmale sind wichtige Zeitzeugen der Geschichte. Sie erinnern an historische Ereignisse und erzählen vom Leben und Handeln, der mit ihnen verbundenen Personen. Unter dem Motto „KulturSpur“ regt der Tag des offenen Denkmals in diesem Jahr dazu an, die Spuren der Vergangenheit genauer unter die Lupe zu nehmen. Und Kulturspuren gibt es in Laufersweiler einige zu entdecken. Wir laden ein, mit uns auf Spurensuche zu gehen, und die Geschichte und Geschichten rund um das Denkmal Ehemalige Synagoge Laufersweiler zu erkunden.

1911 wurde das eindrucksvolle Synagogengebäude in der Kirchgasse als Ausdruck eines gewachsenen jüdischen Selbstbewusstseins neu errichtet und feierlich eingeweiht. 1938 fiel es der nationalsozialistischen Zerstörungswut im Zuge des Novemberpogroms zum Opfer. Während das Gebäude selbst erhalten blieb, bedeutete der Übergriff jedoch das Ende der jüdischen Gemeinde – ein Gottesdienst wurde dort nie wieder gefeiert. In den folgenden Jahren erfuhr es mehrere Umbauten und diente ganz unterschiedlichen Zwecken, bevor es in den 80er Jahren unter Denkmalschutz gestellt und restauriert werden konnte. Heute überlagern sich dort die Kulturspuren und erzählen vom Umgang mit diesem besonderen Kulturdenkmal über verschiedene Zeitschichten hindurch: Was verraten die Spuren über die jüdische Gemeinde und jüdisches Leben in der Region? Wie hat das Gebäude die Zeit überdauert? Welche Bemühungen stecken hinter der Erhaltung des Denkmals?

Eine weitere Spur führt durch den Ort zum jüdischen Friedhof. Hier geben sich Kultur- und Naturdenkmal die Hand: Über 250 Jahre prägte eine mächtige Eiche das Landschaftsbild am Fuße des Idarkopfes. Gepflanzt wurde der Baumriese bei der Anlage des alten Friedhofs, an den heute nur noch wenige Relikte erinnern. Im Rahmen einer dialogischen Führung gehen wir den verschiedenen Spuren nach, die das jüdische Leben in Laufersweiler hinterlassen hat, und nähern uns Fragen an, die diese aufwerfen.

Führungen werden am Tag des offenen Denkmals nach Bedarf angeboten. Sie starten an der Synagoge und laufen entlang des Weges der Erinnerung zum jüdischen Friedhof. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Während der Öffnungszeiten ist darüber hinaus eine individuelle Erkundung der ehemaligen Synagoge mit ihren Ausstellungen möglich.

AKTUALISIERUNG DES PROGRAMMS: Um 16:00 Uhr schließt eine öffentliche Diskussion mit den bisher zugesagten fünf Kandidaten für das Amt des Verbandsgemeindebürgermeisters Kirchberg an. Thema wird sein: „Die Bedeutung von regionaler Erinnerungskultur am Beispiel der Synagoge Laufersweiler“. Das Gespräch wird geleitet durch den Vorsitzenden des Förderkreises. Im Anschluss besteht jedoch auch für das Publikum die Möglichkeit, an die Kandidaten Fragen zu dem vorgesehen Thema zu richten.

Weitere Informationen und Veranstaltungen am Tag des offenen Denkmals unter https://programm.tag-des-offenen-denkmals.de/programm.

Foto: Jüdischer Friedhof mit dem Naturdenkmal Eiche, von: Kasimix - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62627752

4. September 2022: „Renewal“ - Europäischer Tag der jüdischen Kultur

Ausstellung mit Führungen

12:00 bis 16:00 Uhr in der Synagoge Laufersweiler

„Renewal“ - Erneuerung ist in praktisch alle Aspekte des jüdischen Lebens und der jüdischen Praxis eingewoben. In der Tat baut das jüdische Leben ständig auf der Vergangenheit in neuer Weise auf und vermittelt ein Gefühl des ständigen Wandels mit beruhigender Kontinuität. Unter diesem Leitgedanken findet daher in diesem Jahr der „Europäische Tag der Jüdischen Kultur“ statt und auch die Synagoge in Laufersweiler wird erneut Teil der europaweit vernetzten Veranstaltung sein. Grundlegendes Ziel dieses im Jahr 2000 ins Leben gerufenen Aktionstages ist es, die Vielfalt und den Reichtum des Judentums erfahrbar zu machen. Mit den unterschiedlichsten Angeboten. die von Führungen, über Ausstellungen und Lesungen bis hin zu Konzerten reichen, soll ein Raum für Dialog, Anerkennung und Austausch geschaffen werden.
 

Die ehemalige Synagoge Laufersweiler zeigt zu diesem Anlass eine Sonderausstellung mit jüdischen Biografien aus der Rhein-Hunsrück-Region. Wie spiegeln sich Neubeginn und Kontinuität in den individuellen Lebensgeschichten wieder? Edmund Scheuer, aufgewachsen als Sohn eines Thora-Schreibers in der traditionellen Gemeinde Thalfang, verbreitete Ende des 19. Jahrhunderts seine reformerischen Ideen in Kanada, gestaltete Gottesdienste und Religionsschule seiner Gemeinde um, und setztGottschalkGerson.pnge sich für die interreligiöse Zusammenarbeit ein. Henriette Gerson wurde in den 1920er Jahren als eine der ersten Frauen Mitglied des Stadtrats in Oberwesel. Ihr Enkelsohn Alfred Gottschalk, Reformrabbiner in den USA, ordinierte 1972 die erste Rabbinerin. Richard Hirsch überlebte das Konzentrationslager Auschwitz. Nach der Befreiung kehrte er zunächst in seine Heimatstadt Kastellaun zurück, heiratete und gründete ein Transportunternehmen bevor ihm die Emigration in die USA unausweichlich erschien, um die Chance auf einen Neuanfang zu erhalten. Auf ganz unterschiedliche Weise wirken Erneuerung, Tradition und Brüche in ihre Biografien hinein und aus ihnen heraus.

Den ganzen Tag über werden öffentliche Führungen nach Bedarf angeboten.  

Weitere Informationen zum Festival und Veranstaltungen unter https://jewisheritage.org/edjc/2022-renewal.

Foto: Familie Gottschalk in Oberwesel: Henriette Gerson (vorne links) und Alfred Gottschalk als kleiner Junge (stehend in der Mitte) um 1937.

18. Juni bis 24. Juli: "Verluste" - Jüdisches Leben am Mittelrhein

Ausstellungsparcours in Bacharach und Oberwesel

Finissage am 23. Juli um 14 Uhr in der Wernerkapelle in Bacharach

Wie Juden am Mittelrhein gelebt haben, aber auch, wie sie unterdrückt, vertrieben oder gar vernichtet wurden, ist bislang nur fragmentarisch aufgearbeitet und in der Öffentlichkeit in der Region thematisiert worden. Bereits ab dem 10. Jahrhundert entstanden die ersten jüdischen Gemeinden in der Region. Ebenso weit reicht die unmenschliche Behandlung von Juden am Mittelrhein in der Geschichte zurück. Zentrale Bedeutung – auch mit überregionaler Ausstrahlungskraft – kommt dabei der Märtyrer-Legende um den „Guten Werner von Oberwesel“ aus dem 13. Jahrhundert zu.

Von Samstag, 18. Juni, bis Sonntag, 24. Juli, präsentieren insgesamt acht verschiedene Stationen in Bacharach und Oberwesel unter dem gemeinsamen Titel „Verluste“ historische Hintergründe und persönliche Schicksale. Im Mittelpunkt stehen die Reflexion des Wernerkultes, jüdisches Leben auf dem Land, viele Familienbiografien sowie das „Rote Fenster“ des Künstlers Marl-Martin Hartmann und eine zeitgenössische Verarbeitung des nazistischen Deutschland von Ferdinand Frieß. Das Ensemble ist ein einzigartiges Kooperationsprojekt einer Gruppe von engagierten Personen und Vereinen aus der Region. Veranstalter ist K.O.M. (Kulturnetz Oberes Mittelrheintal), gefördert wird das Projekt durch die Amadeu-Antonio-Stiftung und Felix Klein (Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus), Schirmherrin ist Monika Fuhr (Beauftrage für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen des Landes).

Eine Symbiose geht der Ausstellungsparcours mit dem parallel dazu stattfindenden Theater-Festival „An den Ufern der Poesie“ ein. Inszeniert werden verschiedene Klassiker der Romantik, unter denen die Aufführungen von Heinrich Heines „Der Rabbi von Bacherach“ einen Höhepunkt bilden.

Die Finissage des Ausstellungsprojektes Verluste findet am 23. Juli um 14 Uhr in der Wernerkapelle in Bacharach statt. Vorgetragen werden jiddische Lieder von Joscha Zmarzlik (Gesang und Klarinette) in Begleitung von Christian Reck (Piano). Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Zur Programmübersicht und zur Begleitbroschüre. Weiterführende Informationen sind auch über die Website https://juedisches-leben-am-mittelrhein.de erhältlich.

24. November 2021: Was ist Antisemitismus? - Ein Definitionsversuch

Antisemitische Übergriffe und eine Furcht vor dem Erstarken antisemitischer Tendenzen in der Gesellschaft sind dauerhafte Gesprächsthemen. Aber wie genau lässt sich der Begriff "Antisemitismus" definieren? Das Spektrum von Aussagen wie "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!" bis hin zum Vorwurf einer "Antisemitismus-Keule" ist gewaltig, die Sensibilität groß. Das 18. Simmerner Stadtgespräch greift das Thema "Antisemitismus" im Rahmen der Reihe "Erwachet aus dem langen Schlafe..." und der gleichnamigen Ausstellung des Simmerner Hunsrück Museums zum jüdischen Leben auf dem Lande - Juden im Hunsrück auf.

Unter der Überschrift "Was ist Antisemitismus?" befasst sich Dr. Meron Mendel in seinem Vortrag beim 18. Simmerner Stadtgespräch mit einer näheren Beleuchtung des Begriffes. Der in Ramat Gan (Israel) geborene Mendel ist Historiker sowie Erziehungswissenschaftler und seit 2010 Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt. Mendel positioniert sich immer wieder streitbar in der Öffentlichkeit. So war er unter anderem an Protestaktionen gegen rechte Verlage zur Frankfurter Buchmesse beteiligt und setzt sich stark für eine verbesserte Bildungsarbeit ein, um Antisemitismus unter Jugendlichen entgegenzuwirken. Mendel wuchs im Kibbutz Mashabeh Sade auf, mit dem der evangelische Kirchenkreis Simmern-Trarbach einen jahrelangen Jugendaustausch pflegte.
Nach dem Vortrag besteht Gelegenheit zur Diskussion unter der Moderation von Chefredakteur Volker Boch (Rhein-Hunsrück-Zeitung).

6. November bis 18. Dezember 2021: "Einige waren Nachbarn. Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand"

Wanderausstellung des Unites States Holocaust Memorial Museums in der ehemaligen Synagoge Laufersweiler

Die Ausstellung "Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand" adressiert eine der wichtigsten Fragen zum Holocaust: Wie war der Holocaust möglich? Die zentrale Rolle von Hitler und anderen Führern der NSDAP ist unbestreitbar. Doch die Abhängigkeit dieser Täter von unzähligen anderen für die Durchführung der NS-Rassenpolitik ist weniger bekannt. Im nationalsozialistischen Deutschland und in dem von Deutschland dominierten Europa entwickelten sich überall, in Regierung und Gesellschaft, Formen von Zusammenarbeit und Mittäterschaft, wo immer die Opfer von Verfolgung und Massenmord auch lebten.


Foto: "Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand" am 30. Januar 2019 im Bundestag. Caro Kadatz für das United States Holocaust Memorial Museum

Die Ausstellung untersucht die Rolle der gewöhnlichen Menschen im Holocaust und die Vielzahl von Motiven und Spannungen, die individuelle Handlungsoptionen beeinflussten. Diese Einflüsse spiegeln oft Gleichgültigkeit, Antisemitismus, Karriereangst, Ansehen in der Gemeinschaft, Gruppenzwang oder Chancen auf materiellen Gewinn wider. Die Ausstellung zeigt auch Personen, die den Möglichkeiten und Versuchungen, ihre Mitmenschen zu verraten, nicht nachgegeben haben und uns daran erinnern, dass es auch in außergewöhnlichen Zeiten Alternativen zu Kollaboration und Täterschaft gibt.

Die Wanderausstellung des United States Holocaust Memorial Museums wird am 6. November 2021 in der ehemaligen Synagoge Laufersweiler eröffnet und dort bis zum 18. Dezember zu sehen sein. Ergänzt wird die Präsentation durch historische Fotografien aus der Rhein-Hunsrück-Region, um den aufgeworfenen Fragen im unmittelbaren Nahraum nachzuspüren. Ein pädagogisches Begleitprogramm umfasst weitere Führungen und Workshops.

 

 

 

 

 

 

Foto links: Nach der Annexion Österreichs sehen Anwohner zu, wie österreichische Nationalsozialisten Juden zwingen, den Bürgersteig zu schrubben. Wien, März 1938. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
Foto rechts: Im Rahmen der Novemberpogrome 1938 wird die Synagoge in Thalfang geschändet. Mitglieder der jüdischen Gemeinde werden gezwungen, Heilige Schriften und Ritualgegenstände auf dem Markplatz zu verbrennen. Privatarchiv Elmar Ittenbach, Thalfang

7. November 2020: Jüdisches Rheinland-Pfalz

Giora Schmidt
mit Stipendiat*innen der Villa Musica Rheinland-Pfalz
17:00 Uhr in der ehemaligen Synagoge Laufersweiler
 

Giora Schmidt kommt eigens aus New York nach Rheinland-Pfalz, um Meister der jüdischen Musik in ehemaligen Landsynagogen zum Klingen zu bringen. Der Meisterschüler von Pinchas Zukerman füllt die größten Konzerthallen der Welt mit seinem satten Ton. Doch auch im kleinen Kammermusikformat kann er überzeugen: in der Trio-Serenade des Mainzer Konservatoriums-Direktors Hans Gál, in den Variationen des früheren Münchners Paul Ben-Haim und im genialsten Streichquartett des jungen Berliners Mendelssohn. Sie alle haben unter dem Rassenwahn der Deutschen gelitten, wie die Erbauer der Synagogen, die im heutigen Rheinland-Pfalz wieder zum Leben erwacht sind.

Giora Schmidt, Violine
Stipendiat*innen der Villa Musica Rheinland-Pfalz
Hans Gál: Serenade für Klarinette, Violine und Violoncello, op. 93
Paul Ben-Haim: Variationen für Klarinette und Streichquartett
Felix Mendelssohn: Streichquartett a-Moll, op. 13

Foto: Giora Schmidt © Dave Getzschman

23. und 24. Juli 2021: Ausstellung "Jüdisches Leben im Hunsrück"

Festival "Auf Anfang! Musik, Kunst & Solidarität"
23. und 24. Juli 2021 in Auen (Nahe-Hunsrück)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn ein kleines entrücktes 200-Einwohner-Dorf inmitten zauberhafter Natur durch progressive Musik, zeitkritische Kunst und ein klares Plädoyer für eine offene und vielfältige Gesellschaft zum Ort gelebter Utopie wird, heißt es wieder „Auf Anfang“! Über 20 Musik-Acts sorgen in der kleinen Nahe-Hunsrück-Gemeinde Auen für ein großartiges Line-Up aus internationalen, bundesweiten und regionalen Künstler*Innen.

„Auf Anfang!“ ist aber weit mehr als ein reines Musikfestival. Das Festival ist ein Leuchtturm der Kultur und der Zivilgesellschaft im ländlichen Raum, der neben angesagten musikalischen Newcomern auch zeitkritische Ausstellungen, Performances, Talks und Debatten einbezieht. Als Teil des Festjahres "1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland" sowie des Kultursommers Rheinland-Pfalz widmet sich das Festival in diesem Jahr jüdischer Kultur in Vergangenheit und Gegenwart. Der Förderkreis ehemalige Synagoge Laufersweiler e.V. beteiligt sich mit der Ausstellung „Jüdisches Leben im Hunsrück“. Die Ausstellung folgt den Spuren der Juden in der Region und gibt Einblicke in die jüdische Lebensweise und Kultur, jedoch nicht ohne dabei auch Ausgrenzung, Antijudaismus und Antisemitismus zu thematisieren.

Das Festival wird gefördert durch die Initiative Musik gemeinnützige Projektgesellschaft mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von Neustart Kultur. Weitere Hauptförderer sind das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, der Kultursommer Rheinland-Pfalz, der Förderfonds Demokratie sowie DENKMALz – Die Kapellenbrauerei. Schirmherren sind: Staatssekretär Dr. Denis Alt (Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur RLP), Uwe Engelmann (Bürgermeister Verbandsgemeinde Nahe-Glan), Michael Greiner (Bürgermeister Bad Sobernheim) und Torsten Baus (Bürgermeister Auen).

Infos und Tickets unter www.initiative-fm.de

18. Oktober 2020: "Meet a Jew!"

Gespräch mit "Meet a Jew" - Begegnungsprojekt des Zentralrats der Juden in Deutschland

13:00 Uhr im Rathhaus Simmern

„Miteinander statt übereinander reden!“ lautet das Motto von Meet A Jew, einer Initiative des Zentralrates der Juden, die Begegnungen zwischen Juden und Nicht-Juden vermittelt. Die Mehrheit der Deutschen haben in ihrem Alltag keinerlei Berührungspunkte mit jüdischem Leben - eine Situation, die das Fortbestehen vorgefertigter Bilder und Stereotype begünstigt. Meet a Jew sucht das direkte Gespräch und gibt persönliche Einblicke: Wie lebt es sich als Jude heute in Deutschland?

Der Förderkreis Synagoge Laufersweiler konnte zwei Vertreter der Initiative für ein Gespräch gewinnen, das am 18. Oktober 2020 im Rathhaus in Simmern stattfand. Die Begegnung war Teil des Projektes „Was geht mich das an?“, welches der Förderkreis Synagoge Laufersweiler koordiniert und durch das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE) unterstützt wird. Ziel des Vorhabens ist es, den interreligiösen Austausch und die Teilhabe an Erinnerungskultur in der Rhein-Hunsrück-Region zu stärken.

1. Februar 2020: Die Dichterinnen und Dichter des Lyrikpfades Laufersweiler

Lesung mit Musik

19:00 Uhr im Schloss Simmern

In der ehemaligen Synagoge Laufersweiler (von links): Karl-Gerhard Halstein, Maria Jekeli-Halstein, Maria Finnemann, Inge Kölle, Margit Kuhnle. Foto: Gunda Hoyler

Bei Spaziergängen in Laufersweiler begegnen uns jüdische Dichterinnen und Dichter. In ihren Werken klingen die  unterschiedlichsten Lebenswege an - geprägt von Antisemitismus und Verfolgung, aber ebenso sehr von Lebensmut, Widerstand und großer Kreativität.

Fünf dieser Dichterinnen und Dichter war bereits im November 2018 eine Veranstaltung in der ehemaligen Synagoge Laufersweiler gewidmet (siehe unten). In Folge der großen, positiven Resonanz wird die Revue nun im Rahmen der Ausstellung "Erwachet aus dem langen Schlafe... Jüdisches Leben auf dem Lande - Juden im Hunsrück" im Hunsrück-Museum in Simmern ein weiteres Mal zu sehen sein. Am 1. Februar besteht die Möglichkeit, diese sehr bewegende, facettenreiche Lesung mit Musik, diesmal in den Räumlichkeiten des Schlosses in Simmern, zu erleben.

In besinnlicher Atmosphäre mit Tee und Gebäck werden Gedichte und Texte von Heinrich Heine, Marianne Dora Rein, Else Lasker-Schüler, Mascha Kaléko und Erich Fried vorgetragen. Die verbindenden musikalischen Beiträge bieten Raum, den Worten nachzuspüren.

Vortragende: Maria Finnemann, Inge Kölle, Margit Kuhnle
Maria Jekeli-Halstein (Cello), Karl-Gerhard Halstein (Klavier)

23. Januar 2020: "Saufen für den Führer!" - Simmern und seine Weinpatenschaften im Dritten Reich

Vortrag von Dr. Christof Krieger

19:00 Uhr im Schloss Simmern

Nie zuvor - und auch nie danach(!) - hat es in Deutschland eine gewaltigere Absatzaktion für die heimischen Winzer gegeben: Unter der eingängigen Parole „Wein ist Volksgetränk!“ entfaltete das NS-Regime in den Friedensjahren des Dritten Reiches eine groß angelegte Weinpropaganda, die das Trinken deutschen Rebensaftes als geradezu nationale Tat beschwor. Und mehr noch: Von 1935 bis 1937 übernahmen annähernd 1.000 Städte vom Rheinland bis nach Ostpreußen besondere „Weinpatenschaften“ für einzelne Winzerorte, wobei im Rahmen eines im ganzen Reich stattfindenden „Festes der deutschen Traube und des Weines“ vom Parteiapparat der NSDAP allerorten volkstümliche Weinfeste und Umzüge organisiert worden waren. Der Volksmund machte hieraus sogleich in die Parole „Saufen für den Führer!“

Bei diesem parteiamtlichen Konsumspektakel ging auch die Hunsrückmetropole Simmern keineswegs leer aus, der gleich mehrere Mosel-und Naheorte als "Patenkinder" zugeteilt worden waren...


„Simmern und seine Weinpatenschaften im Dritten Reich“, so lautet folgerichtig das Thema eines Vortrages, in dem der Traben-Trarbacher Museumsleiter Dr. Christof Krieger an dieses ungewöhnliche Kapitel der NS-Herrschaft erinnern möchte. Der Historiker, der sich in seiner -zwischenzeitlich auch als Buch erschienenen -Doktorarbeit an der Universität Trier mit dernationalsozialistischen Weinpropaganda beschäftigte, gibt anhand zumeist unveröffentlichter Quellen überraschende Einblicke in ein weithin unbekanntes Kapitel der Simmerner Lokalgeschichte.

5. Januar 2020: "Jüdisches Leben auf dem Lande" – Das Beispiel Gemünden

Vortrag von Dr. Stephanie Schlesier (Berlin, BStU)

17:00 Uhr im Schloss Simmern  

In Ergänzung zur laufenden Sonderausstellung im Hunsrück-Museum Simmern stellt Dr. Stephanie Schlesier am 5. Januar 2020 ihre Ergebnisse einer umfangreichen Studie über jüdisches Leben auf dem Lande im 19. Jh. vor. Die aus der Region stammende Historikerin hat sich schon während ihres Studiums in Trier und Karlstad (Schweden) intensiv mit dem Landjudentum beschäftigt. Als eine der wenigen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen hat sie systematisch die Quellen in vier verschiedenen Sprachen aus unterschiedlichen Archiven ausgewertet und dabei völlig neue Erkenntnisse über das ländliche Judentum gewinnen können.

Das rheinpreußische Gemünden bildet einen Schwerpunkt in ihrer 2014 erschienenen 600 Seiten umfassenden Analyse „Bürger zweiter Klasse? Juden auf dem Land in Lothringen, Preußen und Luxemburg“. Das Tauziehen um Gleichstellung der Religionen in dem kleinen Ort steht stellvertretend für den Kampf um Gleichberechtigung der jüdischen Bevölkerung im 19. Jh. Stephanie Schlesier hat die innerjüdischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen jüdischen Lebens im Kontext dreier Religionsgemeinschaften erforscht und so einen wichtigen Beitrag zur Sozialgeschichte geleistet. Erst die Kenntnis dieser Vorgeschichte erklärt die besonderen Verhältnisse in Gemünden in der Zeit des Nationalsozialismus, deren Nachwirkungen bis heute erkennbar sind.

Dr. Schlesier arbeitet heute als Sachbearbeiterin beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR („Stasi-Behörde“).

3. November 2019: Ausstellungseröffnung "Erwachet aus dem langen Schlafe..."

Von Werner Dupuis, aus der Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 5. November 2019

Museum zeigt jüdisches Leben auf dem Land

Nachfahren Hunsrücker Juden kommen aus Israel zur Vernissage nach Simmern

Simmern. Mit dem in der Nazizeit untergegangenen jüdischen Leben auf dem Lande und den Juden im Hunsrück beschäftigt sich die neue Ausstellung im Hunsrück-Museum in Simmern. Auf große Resonanz beim Publikum stieß das Thema. Nie zuvor waren so viele Besucher zu einer Eröffnung an einem Sonntagmittag ins Simmerner Schloss gekommen.
„Erwachet aus dem langen Schlafe" lautet ein Untertitel der von Christof Pies und Fritz Schellack gemeinsam kuratierten Schau. Der Kirchberger Lehrer Moses Eppstein schrieb diesen Satz 1867 in einer jüdischen Zeitung. Er bezog sich dabei auf das Ergebnis der damaligen Kommunalwahl, als der Kaufmann Heymann in den Kirchberger Stadtrat gewählt wurde und dieser Rat der jüdischen Gemeinde anschließend einen Zuschuss für ihre Synagoge gewährte. Der Verfasser glaubte fest an eine völlige Emanzipation der jüdischen Bevölkerung in der deutschen Gesellschaft und im „abgeschlossenen" Hunsrück. Die Geschichte ist dann jedoch völlig anders verlaufen. Das Landjudentum existiert heute nicht mehr. Auch im Hunsrück ist diese Kultur in der Nazizeit vernichtet worden. Jüdische Gemeinden gibt es - häufig verdeckt - nur in den umliegenden Städten.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem Spannungsfeld zwischen Religion und Staat, zwischen der kleinen jüdischen Gemeinde und der Zivilgemeinde, zwischen liberalen Tendenzen und konservativen oder orthodoxen Bewegungen innerhalb des deutschen Judentums. Viele Exponate stammen aus dem Fundus des Fördervereins Synagoge Laufersweiler. Allerdings können sie nur einen sehr begrenzten Ausschnitt der deutsch-jüdischen Kultur und des täglichen Lebens wiedergeben. Im Vorfeld der Ausstellung sei immer wieder deutlich geworden, was während der NS-Zeit und in den Tagen der Reichspogromnacht verbrannt, gestohlen oder für alle Zeit vernichtet wurde, erläuterte Pies beim Rundgang. Leihgaben kamen unter anderem aus Niederzissen, eine Thorarolle stammt aus Zell und ein viele Jahre verschollen geglaubter Chanukkaleuchter aus Kirchberg. Eine Dampfmaschine des aus dem Hunsrück stammenden und heute in Haifa lebenden 98-jährigen Yochanan Tenzer symbolisiert das Leben jüdischer Kinder. Viele Fotos und Dokumente steuerten rund um den Globus verteilt lebende Nachfahren Hunsrücker Juden bei, die sich vor der Vernichtung im Holocaust durch frühzeitige Ausreise oder Flucht entziehen konnten.
Dem Leben mit dem Trauma des Holocaust ist ein eigener Raum gewidmet. Wie die Ereignisse des Dritten Reichs ganze Generationen geprägt haben, ist an Zitaten ablesbar, die von Nachkommen Hunsrücker Juden aus aller Welt stammen. Einmalig und höchst beeindruckend ist die virtuelle Rekonstruktion der Simmerner Synagoge, einem repräsentativen Bau, der bis zu seiner Zerstörung direkt am Schlossplatz stand. Von Doris Wesner, Expertin regionaler jüdischer Vergangenheit und Beauftragte der Stadt Simmern für lokale jüdische Geschichte, stammen Informationen dazu, die der Kastellauner Grafiker Thomas Schneider in einer optischen Rekonstruktion in Szene gesetzt hat. Eine Hörstation enthält Interviews mit Zeitzeugen.

In einem Vortrag zur Vernissage beschäftigte sich Professor Stephan Laux von der Uni Trier mit dem Landjudentum. Zum Teil viel zu lange Grußworte kamen von der SPD-Landtagsabgeordneten Bettina Brück, dem Antisemitismusbeauftragten des Landes, Dieter Burgard, und von Stadtbürgermeister Andreas Nikolay. Alle würdigten das Engagement des Hunsrück-Museums und der Ausstellungsmacher. Gerade in einer Zeit, in der nationale Bewegungen in Deutschland und seinen europäischen Nachbarn erstarken, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus in der Gesellschaft wieder hoffähig und Synagogen attackiert würden, sei solch eine Ausstellung, die jüdische Kultur als Teil gemeinsamer Vergangenheit ins öffentliche Bewusstsein rückt, wichtiger denn je. Zu dieser aktuellen Situation passte auch ein Polizeifahrzeug, das während der Eröffnung der Ausstellung präventiv auf dem Schlossplatz stand. Die Ausstellung ist noch bis 19. April 2020 zu sehen.
 

15. Januar 2019: "Back to the Fatherland"

Von Gisela Wagner, aus der Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 18. Januar 2019

Filmabend rückt Opfer und Täter in den Blick

Pro-Winzkino zeigt „Back to the Fatherland" - Begegnung der Gegensätze

  Von links: Klaus Endres (Pro- 
  Winzkino Simmern), Kat Rohrer 
  (Wien, Co-Regisseurin, Yael
  Levanon (Tochter von Hans
  Yochanan Tenzer, in Laufersweiler
  1922 geboren), Christof Pies
  (Vorsitzender Förderkreis Synagoge
  Laufersweiler), Gil Levanon (Co-
  Regisseurin, Berlin und Wien,
  Enkelin von Yochanan Tenzer)
 
Simmern/Laufersweiler. Im Simmerner Pro-Winzkino stand der Dokumentarfilm „Back to the Fatherland" von Kat Rohrer und Gil Levanon auf dem Programm. Seit November 2018 wird der Film in ausgewählten Kinos in Städten wie Berlin, Leipzig, Dresden, Nürnberg, München, Köln und Hamburg sowie in außereuropäischen Ländern gezeigt. Doch gerade zum Hunsrück hat er einen ganz besonderen Bezug. Dabei ist allein die Konstellation der beiden Regisseurinnen schon außergewöhnlich genug.
Gil ist eine junge Israelin, deren Großvater Yochanan Tenzer, ehemals Hans Tenzer, einst aus Deutschland, genauer gesagt aus Laufersweiler, vertrieben wurde. Co-Regisseurin Kat ist Österreicherin und außerdem Enkelin eines Recherchen zum Film wird ihr das durch den Speicherfund einer Uniform ihres Großvaters erstmals so richtig bewusst. Sie ist erleichtert, dass es wenigstens keine SS-Uniform ist.
 
Eine Brücke zur Gegenwart
Diese Konstellation der Regisseurinnen steht für ein anscheinend explosives Aufeinandertreffen der Enkel von Tätern und Opfern, denen es jedoch gelingt, gemeinsam ein einmaliges, einfühlsames Werk zu schaffen. Es zeigt die Wunden der Vergangenheit auf, schlägt aber auch die Brücke zur Gegenwart. 
Im Simmerner Kino begrüßte der Vorsitzende des Förderkreises Synagoge Laufersweiler, Christof Pies, nicht nur die Regisseurinnen und die Gäste, die zur Filmvorführung gekommen waren, sondern auch die Tochter von Hans Tenzer, Yael Levanon, die in Israel lebt, zurzeit aber in Berlin ist. Gil und Kat waren einige Wochen zuvor in Laufersweiler, denn Gil wollte sehen, wo ihr Großvater im Hunsrück aufgewachsen ist. In Laufersweiler entstand dann auch die Idee, den Film im Pro-Winzkino zu zeigen. In diesem Zusammenhang bedankte sich Pies bei den Kinoleuten für die unkomplizierte Zusammenarbeit.
Zwischenzeitlich besuchte Pies Familie Tenzer in Israel und traf dort neben 100 anderen Menschen, die ihre Wurzeln im Hunsrück haben, auch Yochanan Tenzer. Obwohl der 98-Jährige mittlerweile an Demenz erkrankt ist, erkannte er all die Menschen aus seiner Kindheit und Jugendzeit wieder, die auf alten Fotos aus Laufersweiler abgebildet waren, erzählte Pies.
Schon Yochanan Tenzers Mutter Klara stammte aus Laufersweiler, sie wurde 1894 dort geboren, die Familie hatte direkt neben der Synagoge ein Textilgeschäft.
 
Flucht vor Repressalien
Auch an die vielen Diskriminierungen und tätlichen Angriffe konnte sich Yochanan Tenzer erinnern, erzählte Pies. Letztendlich führten diese Peinigungen dazu, dass die Eltern ihn und seinen Bruder Mirtel in Sicherheit brachten. Yochanan. der damals noch Hans hieß, verließ seine Heimat Richtung Palästina und kam dort in einem Kibbuz unter. Über das Schicksal seiner Eltern Klara und Moses Abraham ist wenig bekannt. Moses Abraham wurde am 28. Oktober 1938 im Zuge der „Polen-Aktion" vor den Novemberpogromen verhaftet und über die Grenze nach Polen deportiert. Von da verliert sich seine Spur. Klara wurde 1941 an einem unbekannten Ort ermordet. Beide wurden zum 8 Mai 1945, dem Tag der deutschen Kapitulation, für tot erklärt.
Der Film macht deutlich, wie sich die dritte Generation, die lange nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Holocaust geboren wurde und daher viel offener mit dem Thema umgehen kann, mit der Vergangenheit ihrer Großeltern beschäftigt. Yael erzählt, dass ihr Vater seiner Enkelin das erzählt hat, was sie gerne gewusst hätte, sie selbst sich aber nie zu frage gewagt habe. Auch aus dem Publikum wurden diese Erfahrungen geteilt. Werner Busch erzählt etwa, dass er seinen Vater nicht beschämen wollte und deshalb nie gefragt habe. Es wird deutlich, dass alle, sowohl auf der Täter- als auch auf der Opferseite, eine Last mit sich herumtragen, für die sie nichts können, die den nachfolgenden Generationen einfach weitergegeben wurde. 
Gerade deshalb ist es so wichtig, dass die Geschichte aufgearbeitet wird. Leider, so machte dieser Filmabend aber auch deutlich, weigern sich bis heute immer noch Gemeinden, sich mit ihrer Nazivergangenheit auseinanderzusetzen.
Ein weiterer Aspekt der Dokumentation ist, dass junge Menschen aus Israel ihre Heimat verlassen und genau in die Länder ziehen, in denen ihre Familien vor wenigen Jahrzehnten verfolgt und getötet wurden, was oftmals nicht die Zustimmung der Holocaust-Überlebenden findet. 
„Back to the Fatherland" ist ein Film, der zum Nachdenken anregt, der eine ganz andere Perspektive beleuchtet. Er zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es gerade heute ist, aufzuklären. Denn vieles liegt noch immer im Dunkeln.

25. November 2018: Musikalische Lesung 

Von Gisela Wagner, aus der Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 29. November 2018

Jüdischen Lyrikern eine Stimme gegeben

Lesung mit Musik in der Synagoge Laufersweiler erinnert an das Wirken
von fünf Dichtern 

Laufersweiler. Im Rahmen der 18. Jüdischen Wochen fand in der Synagoge Laufersweiler eine Lesung mit Musik, die sich mit den Dichterinnen und Dichtern des Lyrikpfades beschäftigte, statt. Im Studienraum des Forst-Maver-Begegnungszentrums im oberen Stockwerk, eingerahmt von Hunderten Büchern und bei stimmungsvollem Kerzen- und Kronleuchterlicht, wurde den Lebenswegen von fünf jüdischen Dichtern einfühlsam nachgespürt.
Carolin Manns vom Förderkreis der Synagoge Laufersweiler begrüßte die vielen Gäste, die bei Ankunft mit original syrischen Gebäckspezialitäten und dampfendem Tee aus dem Samowar liebevoll versorgt wurden. Die Besucher konnten erst mal ankommen, Platz nehmen und sich dann dem Hörgenuss hingeben. Es war ein später Wohlfühlnachmittag an einem grauen Novembertag — abschalten und genießen war das Gebot der Stunde. 
Manns machte die Besucher mit der mittlerweile 2000 Bücher aus der ganzen Welt umfassenden Bibliothek vertraut. Nicht nur wissenschaftliche Fachliteratur sei hier zu finden, sondern auch eine biografische und künstlerische Auseinandersetzung mit der deutsch-jüdischen Vergangenheit. Die Rednerin schilderte die Entstehung des Lyrikpfades zum 100-jährigen Bestehen der Synagoge im Jahr 2011. Damals waren Kinder und Jugendliche aufgerufen, sich mit den Werken jüdischer Lyriker auseinanderzusetzen, die Eindrücke danach visuell in Bildern zu verarbeiten. Daraus entstand dann der Lyrikpfad.
Fünf von den zehn Dichtern, denen man auf dem Lyrikpfad begegnet, hatten sich Maria Finnemann, Inge Kölle und Margit Kuhnle ausgewählt, um deren Lebensweg nachzuspüren. Allen gemeinsam ist ein Lehen. das von biografischen Brüchen und rastlosen Episoden gezeichnet wurde. Alle wuchsen in jüdischen Familien in Deutschland auf und waren früher oder später antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt.
Als Besonderheit der Lesung unterstrich Carolin Manns, dass im Land der Dichter und Denker der „Kanon der Lyrik und Literatur“ lange Zeit von Männern beherrscht wurde, dies sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass Frauen der Zugang zu Bildung erschwert war und das Schreiben bis ins 19. Jahrhundert nicht zum herrschenden Frauenbild passte. Die drei Dichterinnen des Lyrikpfades Else Lasker-Schüler, Mascha Kaleko und Dora Rein hätten jedoch das Schreiben als Ausdrucksmedium für sich beansprucht und seien auch von ihren Kollegen und der Öffentlichkeit geschätzt worden, Die Lesung, die bis in Detail gestaltet war, begann mit Fragmenten aus Briefen und Prosa.
 
Die Protagonistinnen gaben den Lyrikern ihre Stimmen - zunächst lag im Verborgenen, wer da gerade spricht, welcher Lyriker gerade rezitiert wurde. Von Beginn an war die Musik, die von Maria Jekeli-Halstein am Cello und Karl-Gerhard Halstein am Klavier intoniert wurde, verbindendes Element. Neben passenden freien Improvisationen wurden Stücke von Johann -Sebastian Bach, Felix Mendelsson Bartholdy, Giovanni Battista Pergolesi, Franz Schubert, Wolfgang Amadeus Mozart und Jean-Philippe Rameau dargeboten, was sich alles zu einer Einheit zusammenfügte. 
Einfühlsam ergänzte die Musik die gesprochenen Passagen - Lesung und Musik machten die Zerrissenheit, den Widerstand aber auch die große Kreativität und den unstillbaren Lebensmut der Lyriker deutlich. Präzise und sorgfältig, empfindsam und mit echter Herzenswärme vorgetragen, wurden die Gedichte, begleitet von der Musik, rezitiert.
 
Maria Dora Rein kam mit „Kindheit" und „November" zu Wort, Erich Fried mit „Blütenträume" und „Erstickübung", Else Lasker-Schüler mit „Mein Tanzlied" und „Weltschmerz", Mascha Kaleko mit „Die frühen Jahre", „Einmal sollte man" und Heine mit „Wettlauf" und einem „Prolog aus der Harzreise“ zu Wort, um nur einige zu nennen.
Der Zugang zum Schreiben wurde im dritten Programmteil deutlich gemacht und darüber hinaus die Lebenswege der Lyriker nachgezeichnet, mit Hilfe einer Karte auch visuell. Die exzellente musikalische Lesung, die mit viel Feingefühl vorgetragen wurde, war eine überzeugende Inszenierung, ein Gesamtkunstwerk im passenden Rahmen, das nicht nur den Zuhörern viel Freude bereitete sondern sichtlich auch den Protagonisten selbst 
 
Das Zusammenspiel von Musik und Lesung war in gemeinsamen Proben interaktiv entwickelt worden, so war ein wunderbarer Dialog entstanden. Das Publikum bedankte sich mit begeistertem Applaus für den Nachmittag. Die Eintrittsspenden kommen komplett der Erhaltung der Tafeln des Lyrik-Pfades zugute.
 

2. September 2018: "Storytelling" - Europäischer Tag der Jüdischen Kultur

Synagoge Laufersweiler, Kirchgasse 6, 55487 Laufersweiler

Der Europäische Tag der Jüdischen Kultur wurde vor 19 Jahren in Frankreich ins Leben gerufen und findet seitdem an jedem ersten Sonntag im September statt. Das Interesse an der Initiative wächst, sodass im vergangenen Jahr Organisationen aus über 30 europäischen Ländern teilnahmen. Auch Deutschland ist seit einigen Jahren Teil des Aktionstages, der die unterschiedlichsten Angebote bereithält, die von Führungen, über Ausstellungen und Lesungen bis hin zu Konzerten reichen. Verbunden sind alle durch ein gemeinsames Anliegen: Während das Judentum in den Medien fast ausschließlich in Zusammenhang mit Antisemitismus in Erscheinung tritt, bleiben Einblicke in die Kultur und den religiösen Alltag eher selten.

Die Initiative, die sowohl von jüdischen als auch nicht-jüdischen Einrichtungen unterstützt wird, bietet hingegen die Möglichkeit, das europäische Judentum mit seinen Traditionen und Bräuchen in Vergangenheit und Gegenwart besser kennenzulernen. Um jeweils unterschiedliche Perspektiven zu gewähren, ist jeder Tag der Jüdischen Kultur mit einem anderen Motto versehen. In diesem Jahr wird der Tag unter dem Thema „Storytelling“ stattfinden. Mündliche Erzählungen bildeten von jeher eine wichtige Komponente für den Bestand und die Entwicklung des Judentums in der Diaspora: Biblische Überlieferungen, Familienerinnerungen,  Migrationsgeschichten. Durch Erinnernde Erzählungen wird ein sehr persönlicher Zugang zu einem privaten Judentum ermöglicht.

„Zusammen haben wir dann immer Streifzüge durch die Natur unternommen. Und es gab auch eine Badeanstalt. Und wir Kinder sind oft zum Waldbeeren- oder Heidelbeerenpflücken gegangen. Meine Familie betrieb eine Matzenbäckerei. Vor dem Pascha-Fest hatten wir immer einen Rabbi als Mitbewohner in unserem Haus, und dann mussten wir – zusätzlich zu allen anderen Regeln – auch noch sämtliche jüdischen Vorschriften beachten“ erzählt Heinz Joseph aus Laufersweiler aus seinen Kindheitserinnerungen. Die Geschichte des jungen Heinz ist nur eine von vielen Erzählungen, der Besucher am Europäischen Tag der jüdischen Kultur in der ehemaligen Synagoge Laufersweiler auf die Spur gehen können.

Zum ersten Mal wird in diesem Jahr auch Laufersweiler Teil der europaweit vernetzten Veranstaltung sein.  Die ehemalige Synagoge ist eine der wenigen erhaltenen Synagogenbauten der Region, die auch heute als solche erkennbar ist und als Lern- und Erinnerungsort genutzt wird. Neben den jüdischen Friedhöfen ist diese eine der seltenen Zeugnisse des Landjudentums der Hunsrückregion und verweist auf die lange jüdische Tradition entlang des Rheines. Bereits seit 1700 siedelten sich vereinzelte Familien auf dem Land an und integrierten sich in das dörfliche soziale und wirtschaftliche Leben. Von diesem Leben erzählen zahlreiche Geschichten, die in den vergangenen Jahrzehnten erforscht wurden und heute in der Synagoge in Laufersweiler zugänglich sind.

Mit dem diesjährigen Thema „Storytelling“ kann daher nahtlos an bisherige Bemühungen angeknüpft werden, biografische Erzählungen und Erinnerungen in den Fokus der Erinnerungsarbeit zu rücken. Mit Hilfe von gesammelten Geschichten und Gegenständen gelingt es, einen Blick auf jüdisches Leben im Hunsrück zu werfen, das mit der Zerstörung durch den Nationalsozialismus für immer verschwunden ist. Dazu gehören das Schulzeugnis von Heinz Joseph oder ein Seesack der US-Army, mit dem Richard Hirsch nach der Befreiung der Konzentrationslager in seine Heimatstadt Kastellaun zurückkehrt. In dem Gedicht „Ä Kind steht am Zaun“ reflektiert Paula Petry den Ausschluss ihrer besten Freundin Ilse Goldberg aus dem öffentlichen Leben.

Am 2. September wird die ehemalige Synagoge in Laufersweiler von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein und für alle interessierten Besucher ein facettenreiches Programm bereithalten. Um 14 und 16 Uhr gewährt eine musikalische Lesung mit ausgewählten Geschichten Einblicke in die jüdische Kultur und persönliche Schicksale. Darüber hinaus kann der Gedenkort mit seinen Spuren und Lebensberichten, die als kleine Begegnungsstationen aufbereitet sind, selbstständig erkundet werden.

Jüdisch-christliche Belegschaft der Matzenbäckerei Joseph in der Kirchgasse Laufersweiler (1929)

Jüdisch-christliche Belegschaft der Matzenbäckerei Joseph in der Kirchgasse Laufersweiler (1929)

16. März 2018, 19:00 Uhr: Musik in der Synagoge

Von Werner Dupius, aus der Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 21. März 2018

Junge Musiker begeistern Publikum

Anspruchsvolles Konzert der Villa Musica in ehemaliger Synagoge von Laufersweiler

Laufersweiler. Ein Geheimtipp für Kenner und Genießer sind die alljährlich einmal stattfindenden Konzerte der Villa Musica in der ehemaligen Synagoge in Laufersweiler. Die Karten sind begehrt und lange im Voraus ausverkauft. Ein außergewöhnliches Ereignis war jetzt das Gastspiel von Charlotte Chahuneau, Violine, und Shira Majoni, Viola.
Die beiden Stipendiaten der Villa Musica aus Frankreich und Israel spielten Duos für Violine und Viola, Sie begannen mit einer Bach-Bearbeitung. Acht der berühmten zweistimmigen Inventionen, ursprünglich für Cembalo geschrieben, verknüpften sie mit einigen Duos von Béla Bartók. Viele Melodien und Tanzweisen aus seiner Heimat hat der ungarische Komponist darin verarbeitet und ein großartiges musikalisches Kunstwerk geschaffen. Diese spannungsvollen Suiten aus Barock und klassischer Moderne hatten ihren besonderen Reiz.
Eine Erholung fürs Publikum und wie für den intimen Raum des ehemaligen jüdischen Gotteshauses geschaffen war die anschließende Sonate G-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart.

 Vor der Nazidiktatur geflohen

Zu den europäischen Komponisten, die vor der Nazidiktatur fliehen mussten, gehört der Tscheche Bohuslav Martinu. Seine Flucht gleicht einem Abenteuer: Aus Paris floh er im Juni 1940 zunächst nach Südfrankreich, wo er auf Bahnhöfen übernachtete, dann nach Lissabon, wo seine Emigration lange am seidenen Faden hing. Im März 1941 gelang ihm schließlich doch der Weg in die rettende USA. Erste Station war New York. Auf die Kriegsjahre folgte eine Zeit von Resignation, denn das kommunistische Regime in Tschechien vereitelte seine schon geplante Rückkehr nach Prag. In dieser Situation entstanden die „Drei Madrigale für Violine und Viola". Sie gelten — nach Mozarts Duos KV 423 - als Meisterwerke dieser Gattung. Durch Akkordspiel, Tremoli und andere Klangeffekte erreichen die beiden Instrumente die Klangfülle eines Streichquartetts.
Mit Franz Schuberts „Erlkönig“ endete das offizielle Programm. Diese bekannte Ballade, ursprünglich für Singstimme und Klavierbegleitung komponiert, wurde vielfach umgeschrieben und für andere Instrumente nutzbar gemacht Eine sehr gelungene Transkription des Arrangeurs C. G. Wolff erklang in der Synagoge. Seit 2016 haben Charlotte Chahuneau und Shila Majoni ein Stipendiat bei der Villa Musica.
Charlotte Chahuneau, Jahrgang 1991, geboren in Paris, begann im Kindesalter mit dem Spiel auf der Violine. Zurzeit studiert sie in Berlin. Chahuneau ist unter anderem Mitglied im West-Eastern Divan Orchestra von Daniel Barenboim.
Studium bei Barenboim
Shira Majoni, geboren 1989 und aufgewachsen in Israel, erhielt ihren ersten Violinunterricht am Jerusalem Music Centre. Derzeit befindet sie sich im Diplom-Studiengang bei Barenboim in Berlin. Genauso wie Charlotte Chahuneau ist sie Preisträgerin verschiedener namhafter Wettbewerbe und gehört ebenfalls zum Ensemble des West-Eastern Divan Orchestra von Daniel Barenboim. Mit lang anhaltendem Beifall bedankte sich das Publikum in Laufersweiler bei den Künstlerinnen für ein grandioses Konzert.

28. Januar 2018, 16:00 Uhr: "Jedes Wort hab ich vergoldet …“ – Das faszinierende Leben der Else Lasker-Schüler

Ein Gedenkvortrag von Dr. Petra Urban zum zentralen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus

Synagoge Laufersweiler, Kirchgasse 6, 55487 Laufersweiler

Zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert die Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Dr. Petra Urban am 28.Januar 2018, um 16.00 Uhr, in der Synagoge in Laufersweiler, Kirchgasse 6, an das faszinierende Leben der Else Lasker-Schüler. Die Dichterin mit dem „blau blühenden Herzen“, die als Jüdin aus Deutschland fliehen muss, hat ihr Schicksal der Vertreibung und der Fremdheit im eigenen Land eindringlich formuliert. Aber auch für das Glück und vor allem für die Liebe, die in ihrem abenteuerlichen Leben nicht immer glücklich war, findet sie beschwörende Worte.

Petra Urban lässt Gedichte und Biografisches zu einer klangvollen Einheit, einem buntgewebten Textteppich, verschmelzen. So verleiht sie der Dichterin Leben, lässt das Publikum an Ängsten und Einsamkeit, an Vertreibung und Hoffnungslosigkeit, aber auch an leidenschaftlicher Liebe und Sehnsucht teilhaben.