Dauerausstellung

Nach der Unterschutzstellung und während der Renovierung der Synagoge Laufersweiler begann ein Arbeitskreis 1987 systematisch mit der Erforschung der Geschichte der jüdischen Gemeinde. Hans-Werner Johann, erster Vorsitzendes des 1988 gegründeten Förderkreises, sichtete Archivmaterial, befragte Zeitzeugen und nahm Kontakt zu Shoah-Überlebenden im Ausland auf. Es war als habe man eine Tür aufgestoßen: vor allem das Interesse der ehemals jüdischen Laufersweiler Bürger war enorm. Über 40 Jahre nach der Befreiung Deutschlands vom Nazi-Terror war scheinbar die Zeit gekommen, offener über die Greueltaten zu sprechen, die auch in kleinen Dörfern und Städten verübt worden waren.

Die Ergebnisse seiner Nachforschungen verarbeitete Hans-Werner Johann in einer Ausstellung, für die er den Titel „Sie gehörten zu uns“ wählte. Sie wurde 1989 in dem neu eingerichteten Gedenkraum eröffnet und blieb in den folgenden Jahrzehnten annähernd unverändert bis Herr Johann diese im Winter 2019 komplett überarbeitete. Im Rahmen ständiger Recherchen konnten neue Informationen gewonnen werden, sodass die Ausstellung erweitert wurde und bisher unberücksichtigtes Material zeigt. Diese inhaltliche Neugestaltung nahm der Förderkreis zum Anlass, den Gedenkraum zu renovieren und die Ausstellung im neuen Licht einer modernen Galeriebeleuchtung zu präsentieren.
 
Seit Juni 2020 ist diese neue Ausstellung nun im Gedenkraum der ehemaligen Synagoge Laufersweiler zugänglich. 13 Ausstellungstafeln erzählen von der Entwicklung der jüdischen Gemeinde Laufersweilers – von ihren Anfängen im 18. Jahrhundert bis zu ihrem Untergang und der Zerstörung der Synagoge. Anhand persönlicher Dokumente werden Berufsleben, Glaube und Kultur, der Alltag sowie die Emanzipation, Integration und Verfolgung der Juden beleuchtet. Die Objektsammlung des Förderkreises, die teilweise von ehemaligen Laufersweiler jüdischen Bürgern zusammengetragen wurde, gibt Einblicke in die jüdische Religion im Allgemeinen als auch in individuelle Lebensgeschichten. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Laufersweiler steht beispielhaft für das Landjudentum in vielen weiteren Gemeinden des Rhein-Hunsrück-Kreises.
 
Kurzer Überblick über die Themen der Ausstellungstafeln:
  • Jüdisches Leben im Umfeld von Laufersweiler: Erste Erwähnungen von Juden im 13. Jahrhundert, Ansiedlung jüdischer Gemeinden im 17. und 18. Jahrhundert
  • Die Anfänge der jüdischen Gemeinde in Laufersweiler
  • Ein Funkspruch verändert das Leben in Laufersweiler: Machtergreifung Hitlers und Boykottmaßnahmen
     
  • Die Reichspogromnacht 1938 – Angeordneter Terrror
  • Heinz (Henry) Joseph erinnert sich: Konzentrationslager – Todesmarsch – Befreiung
  • Die Mazzenbäckerei Joseph: Seit Generationen deutsche Juden
     
  • Die Synagoge in der Kirchgasse: Brand und Wiederaufbau in der preußischen Zeit
  • Die Zerstörung der Synagoge in der Pogromnacht 1938 
  • „Die Synagoge als Symbol der Mahnung erhalten“: Restaurierung, Unterschutzstellung und die Gestaltung eines Lernortes
     
  • Die jüdische Schule Laufersweiler
  • Die jüdischen Friedhöfe
  • Die Begegnungswoche 1994 – Schmerzliche Erinnerungen
Der Gedenkraum der Synagoge kann nach Anmeldung besucht werden. Eine ebenfalls von Herrn Johann erarbeitete Begleitbroschüre ergänzt die Ausstellung und steht den Besuchern kostenlos zur Verfügung.
Chanukka-Leuchter
Mayer Paul RolfSchulbild
Letzter Brief des Ehepaares Katzenstein (Kastellaun) aus Theresienstadt
Kennkarte August ("Israel") Joseph, Laufersweiler
Gedenk- und Ausstellungsraum im Erdgeschoss der Synagoge