Synagoge Gemünden
Synagoge Gemünden

Eine in einem Haus eingerichtete „Judenschule“, d.h. Synagoge, wird erstmals 1758 genannt. Zwei weitere Synagogen wurden durch Brände zerstört (1781 und 1857).

Im September 1859 wurde ein neuer Synagogenbau feierlich eingeweiht, der die kommenden Jahrzehnte den Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde bildete. Im Erdgeschoss befand sich die Lehrerwohnung und ein Schulsaal, im Obergeschoss der Betraum.

Im Ort gründete sich schon 1919 nach einer Rede des Antisemiten Julius Streicher eine erste Ortsgruppe der NSDAP. Die „Hitler-Rowdies“ (Jüdisch-liberale Zeitung vom 14.9.1928) verbreiteten Angst und Schrecken in der jüdischen Bevölkerung, Saalschlachten und eine versuchte Synagogenstürmung 1928 waren die Folge.

In der Nacht des 9. November 1938 drangen Männer in die Synagoge ein, verhöhnten Ritualgegenstände und setzten das Gebäude in Brand, obwohl es sich im eng bebauten Ortskern befand. Feuerwehrleute halfen dabei tatkräftig mit. Das Haus brannte vollständig aus. Das jüdische Ehepaar Hammel musste für den Abtransport des Brandschutts sorgen und ihn bezahlen. 1939 wurde das Gebäude komplett abgerissen.

Bis heute (2021) schlugen viele Versuche fehl, ein Denkmal für die Synagoge und die jüdischen Bewohner zu errichten. Erst 2003 errichtete die Gemeinde einen Gedenkstein am jüdischen Friedhof außerhalb der Ortschaft. Im Jahre 2016 lehnte die Mehrheit der Bevölkerung in einer sogenannten Bürgerbefragung die Verlegung von Stolpersteinen ab.

Fotonachweis: Luftaufnahme 1931, Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz: Synagogen Rheinland-Pfalz - Saarland (Mainz 2005) S. 164.