Veröffentlichungen

Erst in den 80er Jahren setzte in Laufersweiler - wie auch in der gesamten Bundesrepublik - eine intensive, an Quellen und Zeitzeugenberichten orientierte Beschäftigung mit der lokalen jüdisch-deutschen Geschichte ein. Die Frankfurter Auschwitz-Prozesse (1963-1968), die Hollywood-Serie „Holocaust“ (1978) und der 50. Jahrestag der Reichspogromnacht brachten mediale Aufmerksamkeit und rückten die unaufgearbeitete Geschichte zurück ins Bewusstsein. Und eine neue Generation wollte endlich die Wahrheit erfahren und daraus Lehren für die Gegenwart und Zukunft ziehen. Lokale Initiativen entstanden, die sich für das Schicksal der Menschen ihrer Region und die zahlreichen jüdischen Kulturgüter (Synagogen, Friedhöfe, Trauerhallen, Mikwen) interessierten. Der Förderkreis in Laufersweiler war eine der ersten Erinnerungsinitiativen in Rheinland-Pfalz. Die Forschungsarbeit begann!
 
Veröffentlichungen von sog. Heimatforschern, die selbst noch Teil des NS-Systems gewesen waren, verschweigen in der Regel die eigenen Verstrickungen und Schuld und beschäftigten sich nur sporadisch mit der jüdisch-deutschen Geschichte, und dann nur in unverbindlichen oder romantisierenden Formen. Dabei hatten gerade Überlebende und Familienangehörige von Ermordeten schon sehr bald nach der NS-Katastrophe Eingaben bei Ortsverwaltungen gemacht, um mehr über ihre ermordeten Angehörigen zu erfahren und ihrer zu gedenken.
In Ortschroniken wurde die jüdische Bevölkerung oft nur am Rande erwähnt, die tiefe Verwurzelung im bäuerlichen Wirtschaftsleben und ihre wichtige Rolle für die Landwirtschaft spielten hierbei nur eine marginale oder keine Rolle. Vom Nationalsozialismus sprach man als "schwere Zeit" oder dem "dunklen Kapitel deutscher Geschichte", die aber nicht näher definiert wurden. Viele Heimathistoriker taten hingegen so, als seien alle Opfer der Zeit gewesen, als hätte man vielfach von "nichts oder nur wenig" gewusst und sich dem Terror gegenüber als ohnmächtig empfunden. Die Chronik von Laufersweiler (1994) ist da eine seltene Ausnahme, sie erschien direkt nach dem Heimatbesuch der ehemaligen jüdischen Bürger.
 
Mitglieder des Förderkreises setzten dem Schweigen Nachforschungen und Veröffentlichungen entgegen, die in unserer Region vorbildlich für die weitere Spurensuche wurden. In vielen Orten wirkten sie wie eine Befreiung: Durch Fakten und Quellen konnte der Verschleierung der Vergangenheit etwas entgegengesetzt werden, auch wenn es leider heute (2020) noch Orte gibt, die sich nicht oder nur widerwillig ihrer jüdisch-deutschen Vergangenheit stellen.
So sind die im Folgenden vorgestellten Publikationen die Grundlage geworden für die Renovierung der Synagoge Laufersweiler, für die Beschäftigung mit der nationalsozialistischen Geschichte in vielen weiteren Orten der Region und letztlich auch für die Einrichtung des Forst-Mayer Studien- und Begegnungszentrum für das Landjudentum.
Fritz Schellack, Laufersweiler. Geschichte und Alltag eines Hunsrückdorfes (1994)
Heimatbesuch von ehemals jüdischen Bürgern in Laufersweiler 1994
Frieda Kehl und Ruth Rothschild bei der Begegnungswoche 1994