Aktionstage "Europäischer Tag der jüdischen Kultur" und "Tag des offenen Denkmals"
Veranstaltungen in der Synagoge Laufersweiler: zu den Themen "Familie" und "Wahr-Zeichen"
Der Förderkreis Synagoge Laufersweiler lädt am 1. September 2024 zum europäischen Tag der jüdischen Kultur in die ehemalige Synagoge ein. Ziel dieses im Jahr 2000 ins Leben gerufenen Aktionstages ist es, die Vielfalt und den kulturellen Reichtum des Judentums erfahrbar zu machen. Das Motto des Jahres lautet „Familie“ und ist damit hervorragend geeignet, um einen Blick auf die seit Jahrzehnten vom Förderkreis erforschten Familienschicksale zu werfen. Die ehemalige Synagoge (Kirchgasse 6, 55487 Laufersweiler) wird an diesem Tag von 12 bis 18 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet sein, um 14 und 16 Uhr gewährt Christof Pies Einblicke in ausgewählte Familiengeschichten, die in besonderer Weise mit dem Ort verbunden sind.
Eines solcher Schicksale ist das der Familie Tenzer aus Laufersweiler, die direkt neben der Synagoge wohnte: "Euch liebe Eltern, zum Abschied und aus Dankbarkeit" steht auf der Rückseite eines Erinnerungsfotos, das die Familie 1935 zum letzten Mal zusammen zeigt. Kurz darauf flohen die beiden Söhne Markus und Hans vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Palästina. Von den Eltern, die ab Oktober 1938 im Rahmen der „Polen-Aktion“ ausgewiesen wurden, verliert sich daraufhin jede Spur. Im November 2023 erhielt Hans Tenzers Enkelsohn Alon Tenzer in Singapur mit Hilfe des Förderkreises die deutsche Staatsangehörigkeit zurück, die die Nationalsozialisten seinen Vorfahren entzogen hatten. Der KI-Ingenieur aus Israel hofft, dass der neue Pass einige Erleichterung für seinen Beruf in der Raumfahrt-Branche bringt und möchte damit bald die Heimat seiner Familie besuchen. Anhand dieses und weiterer Beispiele zeigt der Referent verschiedene Dimensionen und Aspekte von Familie, die vor allem durch den Holocaust tiefgreifend geprägt wurde, in der europäisch-jüdischen Kultur auf.
Auch am darauffolgenden Wochenende lädt der Verein ein, die Geschichte und Geschichten rund um die ehemalige Synagoge Laufersweiler zu erkunden. Zum Tag des offenen Denkmals am 8. September wird der Erinnerungsort von 12 bis 18 Uhr geöffnet sein. Der gesamte Tag firmiert unter dem Motto „Wahrzeichen“ und möchte in besonderer Weise auf einzigartige Bauten mit symbolischer Bedeutung aufmerksam machen. In und um die Synagoge herum kann durch ein gesamtes Erinnerungsensemble - bestehend aus Gedenkraum, einem künstlerischen Erinnerungsort „Gelebtes Leben – geraubtes Leben“, einem Weg der Erinnerung zum jüdischen Friedhof und einem Lyrikpfad - der Vergangenheit des Ortes nachgespürt werden. Führungen durch das Haus und die Ausstellung zu jüdischem Leben auf dem Land werden von Carolin Manns und Hans-Werner Johann nach Bedarf angeboten.