Harry Raymon zu Gast
"Es hat lange gedauert, bis man sich in Kirchberg an die ermordeten Juden erinnerte"
(Harry Raymon)
Der Schauspieler, Pantomime, Synchronsprecher, Regisseur und Autor Harry Raymon aus München war Gast des Studien- und Begegnungszentrums in Laufersweiler. Eine Projektgruppe der KGS Kirchberg hat sich dieses Treffen gewünscht, um mit und über Harry Raymon einen Videofilm zu drehen.
Harry Raymon, 1926 als Harry Heymann in eine Kaufmannsfamilie in Kirchberg geboren, konnte mit seinen Eltern und Bruder Rudolf im Jahre 1936 in die USA fliehen, weil sie dort Verwandte hatten. So blieb der Familie großes Leid erspart. Am Ende des Krieges kehrte er als amerikanischer Soldat und dann nach 1945 als Schauspieler wieder nach Deutschland zurück. Diese Entscheidung ins "Land der Täter" zurückzukehren, war für viele Verwandte und Freunde unverständlich. Von dieser Zeit und dem Aufbau seines Pantominentheaters "Die Gaukler" in Stuttgart, handelt sein Buch "Einmal Exil und zurück", aus dem er anlässlich des Gedenkens der Reichspogromnacht 2013 in Simmern las.
Die Begegnung mit Herrn Raymon wurde für die Projektgruppe von Frau Wendling (KGS Kirchberg) zu einem eindruckvollen Ereignis: Die Videogruppe begleitete Harry Raymon von der KGS zu seinem Haus in der Kappeler Straße 5, über das Hotel Weber, wo die Familie später hinzog, zur abgerissenen Synagoge in der Glöcknergasse bis hin zum Gedenkstein für die ermordeten Kirchberger Juden. Harry Raymon kramte in seinen Erinnerung und erstaunte seine jungen Zuhörer mit seiner beeindruckenden Vitalität und Sprachfertigkeit.
Nach dem Mittagessen las Harry Raymon in der Synagoge Laufersweiler aus seinem bisher unveröffentlichten Buch ein Kapitel, das Diskriminierungen und das Andersein eines jüdischen Schuljungen zum Thema hat. Spontane Nachfragen der Schülergruppe zu seinem Leben als Jude und Homosexuellen ließen den Nachmittag zu einer unvergesslichen Begegnung werden.
Als Ko-Regisseur des Filmes "Regentropfen" (1981) hat Harry Raymon seine Jugendzeit in Kirchberg bis zur erzwungenen Auswanderung in einem Spielfilm nacherzählt. Schulleiter Wolfgang Altmayer erinnerte sich bei der Begrüßung von Harry Raymon: "Ich kann mich noch daran erinnern. In dem Film habe ich eine kleine Rolle gehabt, ich spielte im Musikverein Kirchberg mit, der auf dem Marktplatz Kostproben seines Könnens geben durfte. Aber im Film kam nur eine kleine Szene davon."