Treffen von Nachkommen Rhein-Hunsrücker Jüdinnen und Juden

Auf den Spuren der Vergangenheit: Nachfahren jüdischer Familien besuchen den Hunsrück

Rund 40 Nachfahren jüdischer Familien aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis werden in der Woche vom 22. bis 29. Juni in Simmern erwartet. Die Gäste reisen aus den USA, Uruguay und Israel an, wo die Erinnerung an die frühere Heimat bis heute fortbesteht. „Die ersten Erzählungen, die ich über Deutschland hörte, waren jene aus der Kindheit meines Vaters – Geschichten über Fahrradtouren entlang des Rheins. In meinen Erinnerungen gibt es ein Deutschland vor dem Holocaust“ drückt Bilha Kislev, deren Vater in Kastellaun aufwuchs, diese Verbindung aus. Für viele Nachfahren ist die Reise zum Herkunftsort ihrer Vorfahren ein wichtiger Schritt bei der Erforschung der eigenen Familiengeschichte, aber auch für die Auseinandersetzung mit dem erlittenen Unrecht. Eric Forst (Enkel von Kurt Forst) besuchte am 28.5.2025 das Haus seines Großvaters. Der jetzige Bewohner öffnete bereitwillig seine Tür und lud die Gäste zum Kaffee ein.

Das Besuchsprogramm wird vom Förderkreis Ehemalige Synagoge Laufersweiler mit vielen Kooperationspartnern organisiert und bietet zahlreiche Gelegenheiten zur Begegnung und zum Austausch: Die Woche beginnt Montagabend am 23. Juni mit einer Filmvorführung aus der Reihe „Heimat – eine deutsche Chronik“ von Edgar Reitz im Pro-Winzkino Simmern. Im Anschluss präsentiert Ayelet Drach-Mayer Auszüge aus ihrer digitalen Familienchronik, in der anklingt, was die Hunsrück-Heimat für die Familien bis heute bedeutet, die vor dem NS-Terror fliehen mussten. Am darauffolgenden Dienstag lädt das Pro-Winzkino zum 26. Simmerner Stadtgespräch mit Landtagspräsident Hendrik Hering ein. Gemeinsam mit den Gästen wird er über die Bedeutung der Erinnerungskultur, über Veränderungen und aktuelle Herausforderungen sprechen. Für Eric Forst, Ehefrau Kate, seine Söhne Sam mit seiner aus Schweden stammenden Freundin und Graham war der Besuch in Laufersweiler ein besonderer: Eric hatte gerade als "Abkömmling" verfolgter Juden seinen deutschen Pass erhalten, Graham erhielt ihn in Wien während seines Europaaufenthaltes.  

Im Rahmen verschiedener Exkursionen erkunden die Gäste die Hunsrück-Region. Unter der fachkundigen Leitung von Dr. Fritz Schellack begeben sie sich am Dienstag (9:00 Uhr) auf die Spuren ihrer Familien in Kastellaun, Kirchberg, Gemünden, Laufersweiler und Hottenbach. Am Mittwoch (9:00 Uhr) steht eine Tour über die Hochebene des Hunsrücks auf dem Programm. Entlang verschiedener Stationen lernen die Besucherinnen und Besucher Landschaft und Geschichte der Region kennen, wobei sogar die Themen Energieversorgung und Abfallwirtschaft beleuchtet werden. Der Tag findet seinen Abschluss um 19:00 Uhr in der Friedenskirche Kirchberg, wo der Kirchenkreis Simmern-Trarbach zu einem Gespräch über das Verbindende der Religionen einlädt. Der Besuch von Rabbiner Daniel Isaak aus Portland (Oregon, USA) mit seiner Ehefrau Carol zeigte in besonderer Weise, welche Rolle die Erinnerung an die Heimat der Vorfahren hat. Er fand das Grab seines Urgroßvaters Isaak Kahn auf dem jüdischen Friedhof Laufersweiler und übersetzte die ursprünglich auf der Synagoge angebrachten 10 Gebote vor dem Friedhof (Foto). 

 

 

 

 

 

Den vorläufigen Abschluss der Begegnungswoche bildet ein Konzertabend im Simmerner Schloss am Donnerstag, den 26. Juni (19:00 Uhr). Sarah Hickethier, Carsten Braun und Amnon Seelig, Kantor der jüdischen Gemeinde Mannheim, präsentieren jiddische und hebräische Lieder. Im Anschluss trägt Alma Mayer (Foto), deren Großeltern aus Laufersweiler stammen, gemeinsam mit ihrem internationalen Ensemble eine musikalische Erzählung vor, die sie basierend auf einer Familiengeschichte zu diesem Anlass entwickelt hat: "Heu-Transport am Schabbath" 

Am Freitag (8:00 Uhr) folgt die Gruppe einer Einladung des Landtags, des Ministerpräsidenten, der Antisemitismusbeauftragten und der jüdischen Gemeinde nach Mainz. Neben dem Besuch der neuen Synagoge bietet der Ausflug Gelegenheit, das Welterbe Oberes Mittelrheintal  in Oberwesel und Bacharach mit seiner wenig bekannten, reichen und wechselhaften jüdischen Geschichte zu entdecken.

Informationen zum kostenlosen Besuch der Veranstaltungen

Pro-Winzkino

23.6., 19:00: Besuch der Edgar-Reitz Filmvorführung „Heimat – eine deutsche Chronik: Weihnachten wie noch nie“, Teil 3 (1935).

24.6., 19:00 Uhr: Stadtgespräch mit Landtagspräsident Hering 

Anmeldung bei Pro-Winzkino 06761/7748 oder www.pro-winzkino.de

Übrige Veranstaltungen

Für die Fahrten über den Hunsrück und nach Mainz (24.6., 25.6., 27.6.) sind in begrenzter Zahl Plätze vorhanden, deshalb ist eine Anmeldung erforderlich, ebenso für das außergewöhnliche Konzert am 26.6., 19:00 Uhr im Schloss Simmern.

Informationen und Anmeldung: synagoge-laufersweiler@vodafone.de 

cpies@rz-online.de oder telefonisch unter 015774321551.

 

Kooperationspartner

Pro-Winzkino Simmern, Hunsrück-Museum Simmern, Rhein-Hunsrück-Kreis, Stadt Simmern, Culturissimo, Förderkreis Synagoge Laufersweiler, Kulturstiftung Kreissparkasse, Landtag Rheinland-Pfalz, Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz, Evangelischer Kirchenkreis Simmern-Trarbach, Jüdische Gemeinde Mainz, HJG Simmern, Fotostudio Jaqueline Felix, Evgl. Kirchengemeinde Hottenbach, Hunsrücker Geschichtsverein, Buchhandlung Schatzinsel Simmern.